Einen Tag nach dem Zieleinlauf der Berchtesgadener 24 Stunden Trophy, möchte ich euch gleich an meinen Eindrücken teilhaben lassen und davon berichten.

Aber ich fange lieber erstmal von vorne an.

Als vor einigen Wochen die Einladung zur 24 Stunden Wanderung in Berchtesgaden kam, war ich sofort begeistert und habe mich sofort angemeldet. Zur Auswahl standen drei 24 Stunden Touren mit unterschiedlicher Länge (Watzmann alpin, Watzmann extrem und Untersberg extrem) und eine 12 Stunden Tour (SalzAlpenSteig). Nachdem es meine erste Tour dieser Art ist, melde ich mich für die Watzmann alpin Tour an. Alles andere scheint mir dann für den Start doch noch zu wagemutig und die Eckdaten der Watzmann alpin Tour mit 56km und 2.600Hm klingen schon genug herausfordernd für den Start. Schließlich wandert man ja die ganze Nacht durch und ich habe noch keine Vorstellung, wie ich das finden könnte.

Am Tag vor dem Start kommt das erste flaue Gefühl im Magen. Bin ich überhaupt fit genug? Wie wird es einen ganzen Tag und eine Nacht zu wandern? Wird es mich stören die ganze Zeit in einer Gruppe zu laufen? (Normalerweise bin ich doch eher der einsame Wanderer) Was brauche ich denn alles? Eine Checkliste des Veranstalters gibt mir immerhin die Bestätigung, dass ich nicht zu viel oder zu wenig einpacke.

Samstag 02.07.2016 – kurz vor 9 Uhr – kurz vor dem Start

Es regnet…und die Wetterprognose für die 24 Stunden sieht nicht wirklich gut aus. Es ist Regen vorhergesagt…viel Regen. Dennoch ist die Stimmung am Startplatz sehr gut. Alle Wanderer sind gut gelaunt und freuen sich offensichtlich, dass es bald losgeht. Ich stehe mittendrin, mit leicht flauem Magen, aber hochmotiviert. Ich möchte, dass es losgeht, dass ich endlich erfahre, was mich erwartet. Und schon dröhnt aus den Lautsprechern der Countdown für den Start. Auch Petrus hat sich um entschieden und die Sonne kommt heraus. Juhuuu…es geht los!

In angenehmem Tempo läuft unsere Gruppe von Berchtesgaden an der Königsseer Ache entlang zum Königssee. Wir sind 160 Teilnehmer auf der Watzmann alpin Tour und ein langer Wandererwurm zieht sich den Weg entlang. Am Königssee wartet die erste Versorgungsstation auf uns und wir „scheuchen“ die Watzmann extrem Gruppe weg, die 10 Minuten vor uns gestartet ist. Nach einer kurzen Pause geht es bergauf. Unser nächstes Ziel ist die Kühroint auf 1.420Hm. Dass der Anstieg zur Kühroint doch etwas steil ist, wusste ich noch von meiner 4-Tage-um-den-Watzmann-Wanderung letztes Jahr und das Tempo das die Gruppe anschlägt ist für mich ungewohnt schnell. Dazu ist es sehr schwül durch den Regen am Morgen und uns allen rinnt der Schweiß hinab. Beim Aufstieg lerne ich dann bereits Marion von  kennen, die mich die komplette Strecke begleiten wird.

Wir sind schneller als geplant auf der Kühroint (was mich bei dem Tempo der Gruppe nicht verwundert) und haben somit eine etwas längere Pause und können in Ruhe dort ein kleines zweites Frühstück in Form von Leberkäs, Käse, Semmeln etc einnehmen. Mir wird klar, dass ich auf der Tour eher zunehmen als abnehmen werde, wenn die Versorgung so gut weitergeht, aber lieber es gibt zu viel als zu wenig.

Weiter geht es zum Watzmannhaus. Nun wird der Weg auch schmaler und über den Falzsteig bewältigen wir die nächsten Höhenmeter. Die Gruppe ist nun ziemlich auseinander gezogen (bedingt durch den schmalen Weg) und es ist ein witziges Bild vom Falzsteig hinab zu schauen und im Wald noch immer den Wandererwurm zu sehen. Von entgegenkommenden Wanderern kommt immer wieder die Frage „Kommen da noch viele?“ und wir antworten lachend „noch ca. 120 Menschen!“. Wer heute außerhalb der 24 Stunden Trophy eine einsame Wanderung unternehmen wollte, wird es schwer haben.

Am Watzmannhaus angekommen sehen wir gerade noch die letzten der Watzmann extrem Gruppe beim Aufstieg aufs Hocheck in den Wolken verschwinden. Es ist offensichtlich, dass wir nicht mehr lange vom Regen verschont bleiben werden. Aber jetzt ist erstmal Zeit für Mittagessen. Es gibt Nudelsuppe/Speckknödelsuppe und diverse Snacks. Ich lasse das Mittagessen ausfallen, da ich nach der Kühroint noch sehr satt bin.

Pünktlich zum Abmarsch beginnt es zu regnen. Ich begehe meinen ersten Fehler, dass ich nicht, wie die meisten anderen Wanderer bereits die Regenhose angezogen habe. Der Regen wird kurz darauf zum Wolkenbruch und ich bin nach wenigen Minuten bis auf die Haut nass, inkl. Schuhe, denn das Wasser läuft mir über die Hose in die Schuhe. Na gut, selbst schuld…die Regenhose steckt gut aufgehoben im Rucksack. Aber bei der Regenstärke bringt es auch nichts sich umzuziehen, dann sind nur alle trockenen Sachen auch gleich nass. Also wandere ich durchweicht die 3 Stunden bergab vom Watzmannhaus ins Wimbachgries und nach Ramsau. Zu meiner Verwunderung haben viele einen Regenschirm dabei. Erst finde ich es seltsam, nach einiger Zeit muss ich aber feststellen, dass der Regenschirm durchaus seine Berechtigung hat, denn meine Regenjacke gibt irgendwann auch auf und lässt das Wasser einfach durch. In meinem Kopf kommt aber ein freudiger Gedanke auf. In Ramsau warten nicht nur trockene, leichte Schuhe auf mich, sondern auch meine dickere Regenjacke, die ich mir vorsorglich in das Wechselschuh-Sackerl gesteckt hatte.

In Ramsau wartet das Abendessen auf uns. In großen Pavillions können wir uns bei Musik etwas ausruhen, stärken und auch versuchen die nassen Klamotten abtropfen zu lassen. Ich freue mich wie ein kleines Kind meine trockenen Sachen anzuziehen inkl. neuer Schuhe. Auch eine Massagestation ist aufgebaut, die viele dankend annehmen.

Um 19:30 empfangen wir die 12 Stunden Wanderer in Ramsau mit Applaus und Jubel und starten gleich im Anschluß auf die nächste Etappe. Unsere Gruppe ist beachtlich geschrumpft. Viele haben beim Abendessen abgebrochen und den Shuttle-Service genutzt, da die Prognose für das Wetter die nächsten Stunden keine Besserung verspricht. Dennoch ist die Stimmung derjenigen, die weiterlaufen echt gut.

Wir durchqueren zuerst den Zauberwald, der beleuchtet und mit klassischer Musik beschallt ist. Für die farbigen Lichter sind wir nur leider zu früh, es ist noch zu hell, aber die Watzmann extrem Gruppe wird dies sicher in vollem Ausmaß genießen können, da sie bei Dunkelheit durch den Zauberwald laufen.

Im Anschluss umrunden wir den Hintersee, dessen Schönheit sich leider im Regen nicht ganz so zeigt. Dafür werden wir bei Einbruch der Dunkelheit in einem Wald von kleinen, wunderschönen Tieren begleitet – Glühwürmchen. Wir haben die Stirnlampen noch nicht an und um uns herum schwirren immer wieder kleine Lichter, es ist wunderschön.

Bei der nächsten größeren Pause auf der Mordaualm wartet neben Kaffee, Kuchen und musikalischer Untermalung auch ein Lagerfeuer zum Aufwärmen auf uns. Ich halte mich eigentlich nur am Feuer auf, denn mittlerweile ist es sehr kalt, wenn man durchnässt da steht. Und dank dem beständigen Regen von oben, muss ich mir auch keine Gedanken um den Funkenflug machen, denn klatschnasse Klamotten lassen sich wer entflammen ;-). Es ist bald Mitternacht und ich bin verwundert, dass ich noch gar nicht müde bin. Die Tour ist durch die Etappen so kurzweilig, dass man gar nicht wirklich merkt, wie die Stunden vergehen. Kurz erwische ich mich jedoch dabei wie ich denke „Oh…es sind noch mehr als 9 Stunden bis zum Ziel…Puhhh!“, aber den Gedanken schiebe ich schnell weg, denn ich habe richtig Lust, weiter zu machen. An Abbrechen habe ich bisher nicht einmal gedacht.

Für die nächsten zwei Stunden „schotte“ ich mich von der Gruppe mit einem Hörbuch ab. Ich brauche eine Gedankenpause für mich und lasse mich völlig von der Geschichte ablenken und sehe nur die Stiefel vor mir im Schein meiner Stirnlampe.

An der Talstation der Hirscheck-Sesselbahn müssen wir leider eine etwas länger Pause einlegen. Wir sind zu schnell unterwegs und die Gaststätte am Hirschkaser hat nicht so früh mit uns gerechnet. Bis der Wirt telefonisch erreicht ist, verkriechen wir uns in die Talstation und versuchen uns vor Wind und Regen zu schützen…es ist kalt, sehr kalt und ich schlottere wild vor mich hin. Ich wünsche mir nur, weiter zu laufen. Das ist auch ein Moment in dem nochmal einige Wanderer abbrechen und den Shuttle nehmen. Es zehrt einfach an den Knochen nachts, nass dazustehen.

Das ersehnte Go der Guides kommt und wir rennen schon nahezu den Berg hinauf, mit jedem Schritt kommt die Wärme wieder zurück. Oben angekommen strahlen meine Augen, beim Anblick der beleuchteten Gaststätte. Gleich sind wir im Trockenen, gleich wird es warm!!! Wir stürmen nach drinnen und breiten uns aus. Es steht eine Pause von mehr als zwei Stunden an (wir waren schon wieder zu schnell) und da unsere Gruppe mittlerweile auf 1/3 der Startgröße geschrumpft ist, findet jeder ein Plätzchen zum Ausstrecken und Augen zumachen.

Nach dem Frühstück und einer Bergmesse machen wir uns pünktlich um 06:30 auf den Weg nach Berchtesgaden. Und endlich hat es auch aufgehört zu regnen.

Die letzten 2,5 Stunden vergehen wie im Flug und ich bin völlig euphorisch, als wir pünktlich nach 24 Stunden durch das Ziel in Berchtesgaden laufen. Empfangen werden wir mit Musik, guter Stimmung und viel Applaus von den Teilnehmern der anderen Touren, Zuschauern und dem Team von Toni Grassl. Ich bin  glücklich, stolz und weiß schon jetzt ganz genau, dass ich nächstes Jahr wieder dabei sein werde!!

Zu guter Letzt möchte ich besonders erwähnen, wie super ich die Organisation von Toni Grassl und seinem Team (grassl event & promotion services GmbH) fand, sie haben immer alles getan um uns die Wanderung so gut wie möglich zu gestalten. Ganz lieben Dank an Berchtesgadener Land Tourismus GmbH für die Einladung und an das Explorer Hotel für die Unterbringung. Und auch ein dickes Dankeschön an die Guides und alle anderen Mitwanderer. Ihr habt mir absolut fantastische 24 Stunden bereitet. Vielen Dank!!

Mit dabei auf der Tour und auch darüber berichten wird Marion von outdoortest.info.
Einen Bericht über die 24h Untersberg extrem gibt es von Simon auf gipfelfieber.com