Am Gipfel des Toubkal

Diesen Beitrag verdanken wir unserem Bergsteiger-Freund Robert Götz, der so nett war einen Bericht über seine 2 Tagestour auf den Jebel Toubkal in Marokko letzten Herbst für die „Berghelden“ zu verfassen.

Lieber Robert, vielen Dank dafür!

Imlil am Jebel ToubkalAm 27. Oktober 2011 starten wir unsere 2-tägige Wanderung von Imlil aus zum Toubkal. Imlil liegt auf 1.740m und lässt sich von Marrakesch gut mit einem „Grand Taxi“ erreichen. Nachdem die erste Tagesetappe gleich auf 3.200m liegt, ist es durchaus ratsam zur Akklimatisierung eine Nacht in Imlil zu verbringen.
Für die Fahrt nach Imlil müssen ca. 1,5 Std. und 150 MAD eingeplant werden. Um 10.15 Uhr erreichen wir Imlil und suchen uns gleich eine Unterkunft für die Nacht nach unserer Wanderung. Eine Nacht im Doppelzimmer kostet 150 MAD ohne Frühstück. Ein Gepäckstück lassen wir gleich in der soeben reservierten Unterkunft zurück. Gleichzeitig wird uns umfangreiche Unterstützung für unsere Wanderung angeboten. Das Angebot reicht vom Bergführer, Lastentier (Esel), Verpflegung bis hin zur Ausrüstung wie z.B. Steigeisen oder Stöcke. Das hat natürlich alles seinen Preis. Ein Bergführer würde um diese Jahreszeit ca. 60 € (650 MAD) pro Tag kosten. Unsere Entscheidung: Ausrüstung ist komplett und wir schaffen das alleine! Kurz noch die Landkarte abfotografiert und los geht’s.

Der Weg führt uns leicht bergauf durch den Ort Imlil. Immer wieder werden uns Ausrüstung, Lebensmittel und Wasser angeboten. Unser mitgebrachter Proviant, reicht für ca. drei Tage.
Generell ist das nicht notwendig, da es am Weg und im Refuge genügend Möglichkeiten gibt, sich zu versorgen. Am Ende des Dorfes treffen wir noch auf ein Souvenirlädchen mit einem Polizisten. Seine Aufgabe ist es, die Daten der Reisepässe zu erfassen, damit auch niemand verloren geht. Dagegen spricht auch nichts, jedoch ist eine Rückmeldung nach dem Abstieg nicht erforderlich.

Der Weg nach oben zum ToubkalWir gehen weiter bergauf kleinen Serpentinen entlang und entfernen uns langsam vom Dorf. Dabei treffen wir bereits auf die ersten Touristen mit Guide und Esel. Von Imlil aus gibt es ebenfalls zweistündige Rundwege für Familien und Wanderer. Nach ca. 200 zurückgelegten Höhenmetern treffen wir auf eine Straße, der wir nach links folgen. Wir kommen an einem Kaffee und weiteren Souvenirläden vorbei und erreichen schließlich ein breites Flussbett. karge LandschaftUm diese Jahreszeit fließt dort kein Wasser und wir queren das Flussbett um das linke Ufer zu erreichen. Dort angekommen, stoßen wir auf die erste Beschilderung und betreten den Nationalpark Jebel Toubkal. Wir wandern auf einem breiten, relativ einfach begehbaren Weg stetig nach oben. Schilder oder Wegmarkierungen gibt es bis zum Gipfel kaum. Allerdings treffen wir genügend Wanderer, Führer und Esel. Schon nach kürzester Zeit haben wir herausgefunden, dass wir uns auf die „Wegmarkierung“ der Huftiere perfekt verlassen können. Nach knapp zwei Std. Aufstieg stecken wir schon mitten in den Regenwolken. Nebel verschlechtert uns die Sicht, sodass wir die schöne Landschaft leider gar nicht genießen können.

Entgegenkommende Wanderer sehen erschöpft und ausgefroren aus. Was erwartet uns noch? Ein Stück weiter stehen zwei klatschnasse Berber am Wegesrand und wärmen sich am Feuer eines angezündeten Strauchs. Unsere Regenjacken halten jedoch dem Regen stand und endlich wird es wieder heller. Der Höhenmesser zeigt knapp 3.000m an und wir sehen erstmals blauen Himmel. Hurra, die Wolkendecke öffnet sich und wir können erstmals die umliegenden Berge sehen. Die letzte Stunde gehen wir im Trockenen.

Ziel der ersten Etappe. Das Refuge du ToubkalWir erreichen nach ca. 1.500 gewanderten Höhenmetern Refuge du Toubkal Aufenthaltsraumunser Tagesziel, das Refuge du Toubkal. Es gibt hier zwei Unterkünfte. Ein Haus wird vom französischen Alpenverein bewirtschaftet, das Andere von Privatpersonen. Wir wählen Refuge les Mouflons für diese Nacht. In dem aus Stein gebautem Haus hängen überall nasse Kleidungsstücke und zahlreiche Wanderer wärmen sich am einzigen Ofen. Die Wärme trocknet unsere Ausrüstung, ist jedoch nicht ausreichend um den ganzen Raum zu heizen. Die Atmosphäre gleicht einer Bahnhofshalle, d.h. wohlige Wärme und angenehme Hüttenstimmung kommen gar nicht erst auf. In einem der Schlafräume finden wir ohne Reservierung gerade noch einen Platz. Glück gehabt! Die Übernachtung im Schlaflager kostet 130 MAD pro Person. Schlafsäcke haben wir dabei, worüber wir heilfroh sind. In der Nacht hat es -3 °C und wir frieren trotz Schlafsack sehr. Um 5.30 Uhr ist die Nacht zu Ende.

Wanderer mit Esel am Jebel ToubkalNach einem kleinen Frühstück, geht’s los. Für den Aufstieg zum Summit verlassen wir um 7.15 Uhr das Refuge und starten bei schönstem Wetter ohne Wolken und tiefblauem Himmel. Links neben dem Refuge erhebt sich die 1.000Hm Tour zum Gipfel des Toubkal. Der Weg ist kaum gekennzeichnet, es gibt jedoch nur eine Möglichkeit und wir sind auch nicht die einzigen auf dem Weg nach oben. Ab ca. 3.300m stapfen wir nur noch durch Schnee. Der Schnee ist griffig, an einigen Stellen auch gut festgetreten. Nach den ersten 200Hm spüren wir schon deutlich den Höhenunterschied. Der Aufstieg geht viel langsamer als gewohnt und ist mühsam. Trotz der super Witterung, ist der Wind eisigkalt und drängt uns teilweise einen Schritt zur Seite. Über schlechtes Wetter möchten wir gar nicht erst nachdenken. Mein Höhenmesser erreicht erstmals die 4.000er-Grenze und hinter einem Grat eröffnet sich eine völlig andere „Welt“. Wir halten inne und genießen kurz die Fernsicht in Richtung Sahara. Ab jetzt ist auch unser Ziel, der Summit, sichtbar. Nur noch knapp 200 Hm bis nach oben, dann haben wir es geschafft. Mit mehreren Kleidungsschichten, Mütze und Handschuhe schützen wir uns vor Wind und Kälte.

Das "Gipfelkreuz" am ToubkalNach nun ca. drei Stunden erreichen wir den Gipfel und die Aussicht, die wir nur kurz genießen, entlohnt uns für die Mühe. Grandios! Noch ein paar Fotos, ein kleiner Snack, und dann geht es gleich wieder nach unten. Für eine lange Rast am Gipfel ist es trotz dem tollen Wetter einfach zu kalt und zu windig. Wir steigen gleich wieder ab, da wir heute noch bis nach Imlil zurück gehen wollen. Der Weg ist der Gleiche. Der Schnee ist leicht angetaut und an den steileren Passagen zum Teil sehr rutschig. Steigeisen sind hilfreich um den Abstieg etwas zu beschleunigen. Es geht natürlich auch so und wir erreichen schließlich wieder sicher das Refuge. Teilweise steilere Stellen, Schnee bis zu den Knien und kleinere Kraxeleien zwischen größeren Steinen hindurch, sind für gewöhnlich keine großen Herausforderungen für geübte Wanderer.Über 4000 Höhenmeter am Jebel Toubkal Eine Tour, die aufgrund der Länge Kondition fordert, jedoch keine ausgesetzten Stellen bereithält und technisch wenig anspruchsvoll ist. Der Höhenunterschied sollte berücksichtigt und nicht unterschätzt werden. Nach einer kurzen Rast am Refuge machen wir uns sofort auf den Weg, die restlichen 1.500Hm nach Imlil abzusteigen. Der Weg sieht bei gutem Wetter viel freundlicher aus und wir brauchen dafür ca. 4 Std. Bis auf ein paar Ziegen und Schafe am Wegesrand, treffen wir auf keine Tiere. Landschaftlich empfanden wir die Wanderung abwechslungsreich, aber eher weniger spektakulär. Um 17:30 Uhr erreichen wir das Dorf Imlil und entschließen uns kurzer Hand, noch nach Marrakesch weiter zu fahren. Wir haben Glück und finden ein Transportmittel für unseren Plan. Nach ca. 1,5 Std. erreichen wir erschöpft Marrakesch und lassen unsere Tour Revue passieren.

Fazit: Ein 4.000er hat seinen Preis. Das Panorama ist bei schönem Wetter genial und belohnt für die mühevolle Anstrengung! Wir hatten dieses Glück 🙂