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Der Sommer ist da und die Berghelden sind endlich mal wieder zu einer Mehrtageswanderung aufgebrochen.
Die Feiertage um Pfingsten boten sich perfekt an und nachdem der Schnee in den Lagen über 2.000Hm durch die Sonne mehr und mehr vertrieben wurde, konnten wir endlich die vom DAV München Oberland vorgeschlagene Watzmannrunde in Angriff nehmen.
Startpunkt der 4-Tages-Wanderung ist der Ort Königssee. Man kann entweder mit Bahn und Bus anreisen, oder wie wir mit dem Auto. Parken kann man gut am Königssee Parkplatz. Der Tagespreis beträgt 5 Euro, für 15 Euro jedoch kann man sich am Kassenhäuschen eine Jahresparkkarte kaufen.
Tag 1: Von Königssee auf das Watzmannhaus
Die 4-Tages-Tour beginnt an der Bob- und Rodelbahn in Königssee. Man läuft auf der geteerten Straße bis zur Startrampe der Rodelbahn. Auf den ersten Blick war ich etwas enttäuscht wie wenig spektakulär die Bahn wirkt. Allerdings die Vorstellung dort auf blankem Eis runter zu saußen ließ mich dann doch entsprechend mehr Respekt zu haben.
Man folgt dem Wanderweg Richtung Grünstein (Wanderweg 443) und gelangt auf einem teilweise doch relativ steilem Forstweg zur Kühroint-Alm (1.409HM) welche auch ein idealer Platz für eine erste Rast und Verschnaufpause ist. Von dem Biergarten der Kühroint-Alm hat man schon einen hervorragenden Blick zum Tagesziel – dem Watzmannhaus.
Neben der Kühroint-Alm gibt es hier auch ein Nationalpark-Infocenter, welches darüber aufklärt, in welche verschiedenen Zonen der Nationalpark geteilt ist und was in diesen Zonen z.B. aus Forstwirtschaftlicher Sicht zulässig ist.
Nach einer spritzigen Johann-Schorle machen wir uns auf den weiteren Weg zum Watzmannhaus. Der Wanderweg 442 zum Falzsteig zweigt kurz nach der Hütte ab und führt uns auf einem schmaleren Waldweg durch ein wunderschönes Lerchenwaldstück. Da es erst Frühsommer ist sind die Farben der Lerchen bezaubernd. Die Umgebung wirkt irgendwie unecht märchenhaft…als würden in der Luft lauter kleine hellgrüne Federchen schweben. Gleich hinter dem Lerchenwaldstück beginnt der Falzsteig. Der Steig ist nicht wirklich schwer zu gehen. Allerdings sollte man Trittsicher sein. Manche Stellen sind mit Drahtseilen gesichert als Hilfestellung.
Da das Gepäck für die 4 Tage doch wieder mal die ursprünglich festgelegte Gewichtsmarke von max. 10 kg überschritten hat (ich kann mich einfach nicht reduzieren…meinen ganzen Schnickschnack empfinde ich als wertvoll und wichtig um mitgeschleppt zu werden. Aber ich gelobe Besserung. Falls ich es mal schaffe zu reduzieren, dann werde ich meine „Muss-mit“-Liste mit euch teilen), komme ich auf dem kurzen Steig schon etwas ins Schnaufen. Die Tritte sind für meine kleine Körpergröße doch in Relation ziemlich hoch…also läuft mein Herzchen auf Hochtouren :-).
Doch bald erreichen wir die Falzalm und stoßen wieder auf den „normalen“ Weg zum Watzmannhaus. In Serpentinen steigen wir die letzten Höhenmeter auf zum Watzmannhaus.
Watzmannhaus (1.928 HM)
Das Watzmannhaus hat eine wirklich wunderschöne Lage. Es liegt auf eine kleinen Plateu und man hat eine sehr schöne Aussicht auf Berchtesgaden, Ramsau und Gipfel wie z.B. Hoher Göll, kleiner Watzmann und für mich immer wieder bezaubernd, auf die „schlafende Hexe“ (Lattengebirge).
Untergebracht sind wir in einem mittelgroßen Lager, die Waschräume sind renoviert und das Essen auf der Hütte ist sehr gut. Als Bergsteigeressen wurde an diesem Tag ein Gemüseeintopf mit Hackfleisch angeboten der wahnsinnig lecker aussah und nach Aussage anderer Wanderer noch besser schmeckte. Ich entschied mich für Spaghetti Bolognese die auch super lecker waren.
Tag 2: Einmal Hocheck und dann hinab ins Wimbachgries
Nach einem gemütlichen Frühstück auf dem Watzmannhaus haben wir unseren Rucksack umgepackt und starteten mit leichtem Gepäck Richtung Hocheck Gipfel (2.651HM).
Der Weg geht vom Watzmannhaus aus im Zickzack den Bergrücken hinauf. Anfangs ist es ein recht gut „befestigter“ Bergweg, später läuft man mehr und mehr auf Geröll und kommt dann an einen kurzen Steig. Wobei Steig ist übertrieben. Eine Felspassage ist mit Drahtseil gesichert, aber alles halb so wild. Danach steigt man weiter auf dem Grat entlang nach oben zum Hocheck.
Bei uns lag ab der Hälfte des Aufstiegs noch recht viel Schnee, was das Ganze etwas anstrengeder gemacht hat, aber der sollte mittlerweile der Sonne gewichen sein :-).
Die Aussicht vom Hocheck ist wirklich super und sie lädt damit ein gleich noch eine kleine Gipfel-Brotzeit-Rast zu machen und den Blick zu kleinem Watzmann, Mittelspitze, Hochkalter, Jenner, Hoher Göll, Obersee, usw. zu genießen.
Der Abstieg zum Watzmannhaus erfolgt auf demselben Weg wie hinauf.Bevor wir am Watzmannhaus unser Gepäck wieder „gesattelt“ haben, könnten wir es uns nicht nehmen lassen nochmal eine Schorle und einen Kaffee auf der schönen Terrasse zu genießen.
Jetzt aber weiter, denn es stehen noch weitere knapp 1.300Hm Abstieg und wieder 750 Hm (inklusiver langer „Hatsch“-Strecke durchs Wimbachgries) Aufstieg für heute an.
Vom Watzmannhaus steigt man erstmal den Weg, den man am Vortag aufgestiegen ist, über die Falzalm bis zur Mitterkaseralm ab.
Danach folgt man dem Forstweg Richtung Wimbachbrücke.
Unten angekommen kann man sich, wenn man Lust und Zeit hat noch die Wimbachklamm ansehen.
Danach oder anstelle dessen geht der Fußmarsch weiter auf einem sehr flachen, breiten Schotterweg Richtung Wimbachschloß immer an der Wimbach entlang – die sich auch hervorragend zum Füße abkühlen eignet. Auch wenn der Weg selbst nicht anspruchsvoll oder spannend ist, so ist es doch die Umgebung umso mehr. Man wandert gemütlich zwischen Hochkalter und Watzmann am Fluß entlang und die Atmosphäre flüstert einem ständig etwas ins Ohr: „URLAUB!! HIER!! JETZT! JUHUUU!“. Also mir ging es zumindest so.
Nach dem Wimbachschloß endet der Schotterweg und man geht über das Gries weiter bis man wieder auf einen schönen, kleinen Waldweg wechselt.
Und irgendwann – mittlerweile merkten wir unsere Füße dann doch – ist man da…an der Wimbachgrieshütte, die uns mit ihrer Terrasse herzlich empfängt.
Wimbachgrieshütte (1.327HM)
Die Wimbachgrieshütte ist eine Hütte des Vereins der NaturFreunde Deutschland. Wir kommen in ein 8er-Lager mit einem Pärchen, die die gleiche Runde wie wir laufen und die wir schon auf dem Watzmannhaus getroffen haben.
Leider ist kurz vor unserer Ankunft die Dusche kaputt gegangen, aber in den Waschräumen gibt es sogar einen Wasserhahn mit warmen Wasser…da freut Frau sich :-).
Nach einer gründlichen Wäsche zieht es uns jedoch wie Zombies zum Essen. Wahnsinnig leckere Kaspressknödel mit Salat und ein kühles Radler dazu lassen wir uns ganz in Ruhe auf der schönen Terrasse vor der Hütte schmecken. Die Sonne geht langsam unter und die uns umgebenden Berge werden in ein zartes Rosa gehüllt. Soooo schön kann der Ausklang eines wundervollen Bergtages sein und wir genießen ihn in allen Zügen.
Tag 3: Über den Unterlahnersteig zum Kärlingerhaus
Nach einer großen Schüssel Müsli und zwei Tassen Kaffee, starten wir unseren dritten Tag. Leider müssen wir unsere geplante Route über das Hundstodgatterl auf ein anderes Mal verschieben, da einfach noch zu viel Schnee im Steinernen Meer liegt. Aber aufgeschoben ist ja bekanntlich nicht aufgehoben!
Wir gehen tiefer ins Gries hinein Richtung Trischübelalm (verfallen). Die erste Zeit steigt der Weg ganz leicht und gemütlich an, so dass sich unsere Beine auch in Ruhe wieder ans weiterlaufen gewöhnen können. Am Talende nimmt der Weg jedoch Fahrt auf und es geht in Serpentinen hinauf zur Trischübelalm (ca. 1.750HM). Wer hier erst noch etwas höher hinaus möchte, der kann auch vorher noch den Gipfel Hirschwiese/Hirschwieskopf (2.114HM) besteigen, von dem man einen tollen Ausblick über die Ausmaße des Wimbachgries hat.
Wie bereits erwähnt wenden wir uns an der Kreuzung jedoch nicht nach rechts Richtung Hundstodgatterl, sondern steigen hinab zum Unterlahnersteig. Es geht stufig und im Zickzack etwas steiler nach unten und am Ende der Scharte gelangen wir zum Unterlahnersteig. Der Steig ist unschwierig und immer wieder mit Drahtseilen gesichert, jedoch sollte man Trittsicher sein.
Auf Höhe der Oberlahneralm (verfallen) gelangen wir auf den sogenannten Bärengraben, dem Weg, der vom Königssee/St. Bartholomä hinauf zum Kärlingerhaus führt. Der weitere Weg ist ein Wanderweg mit angenehmer Steigung.
Wir legen eine kurze „Rettungspause“ ein, da ein anderer Wanderer gerade seine Sohle des Schuhs verliert. Besagter Schuh wird schnell mit Tape verarztet und weiter geht’s bergauf.
Nach einiger Zeit werden wir enger von den umliegenden Bergen eingeschlossen und ich habe das Gefühl in einer ganz eigenen, abgeschnittenen Welt zu sein, in der eine wahnsinnig angenehme Ruhe und Stille liegt. Ich sauge die positve Energie auf und laufe weiter, nochmal gerade aus, einmal links herum, einmal rechts herum und „Ups“…da steht es …das Kärlingerhaus, gleich nach der Kurve :-).
Auf den letzten Metern zum Kärlingerhaus werden wir von 3 Murmeltieren begrüßt, wie wundervoll.
Und es sollen nicht die letzten für heute und morgen gewesen sein. Ums Kärlingerhaus sind ganz viele Murmeltiere, die immer neugierig gucken und ihre Warnpfiffe absenden.
Kärlingerhaus (1.631HM)
Das Kärlingerhaus am Funtensee liegt so idyllisch umrundet von Bergen und mit dem See zu Füßen. Die Lage ist wirklich traumhaft. Und da die heutige Etappe nicht tagesfüllend war, haben wir genug Zeit die Sonne und den Ausblick auf der Terrasse zu genießen. Zwischendurch machen wir einen kleinen Spaziergang zum Ende des Sees und ich freue mich wie ein kleines Kind über jedes einzelne Murmeltier, das uns aus kurzer Entfernung neugierig beäugt.
Abends gesellt sich das Pärchen, das sich seit Tag 1 die Route mit uns teilt, zu uns und bei Erbseneintopf, Nudeln mit Champignonsoße, Russischem Zupfkuchen (hmmm….war der lecker), Bier, Schnaps und Spiel lassen wir den herrlichen tag ausklingen.
Tag 4: Ein kleiner Gipfel und ein großer See
Nach dem ausgiebigen Büffet-Frühstück (Wurst, Käse, Marmelade, Honig, Müsli, Joghurt,…) sind wir uns schnell einig. Wir wollen unseren letzten Tag auf dieser Wandertour nicht mit einem reinen Abstieg verbringen. Deshalb beschließen wir noch einen kurzen Abstecher auf den Feldkogel (1.886HM) zu machen. Wir folgen den Wegweisern zum anderen Ende des Funtensees und biegen dort links ab. Durch lichten Bergwald, auf wenig steilem Weg, gelangen wir zum Gipfelkreuz. Vom Feldkogel hat man einen wunderschönen Ausblick über den Königssee mit nahezu allen Gipfeln, die ihn umrunden. Der kleine Abstecher lohnt sich also allemal.
Zurück zum Kärlingerhaus geht es auf demselben Weg wie beim Aufstieg und nach einer klitzekleinen Kaffeepause gehen wir auch denselben Weg wie gestern wieder zurück zum Bärengraben. Kurz unterhalb der Stelle, an der wir gestern auf den Weg gestoßen sind, wird der Abstieg deutlich steiler. In kurzen Serpentinen schlängeln wir uns durch die sogenannte Saugasse, einem steilen, eingeschnittenen Graben.
Am Ende der Saugasse geht der Weg in einem sehr schönen Wald weiter. Man merkt schlagartig wie extrem sich die Flora im Vergleich zur Landschaft vor ein paar Stunden verändert hat. Große, alte Bäume, hohe Blumen und viele Farne…irgendwie wie im Märchen *träum*.
Auf dem weiteren Weg kommt man noch an einem kleinen Wasserfall vorbei, überquert eine Brücke und dann ist es soweit…wir sind am Königssee angelangt.
Der geplante Eiskaffee in St. Bartholomä schreit schon sehr laut, aber wir können es uns trotzdem nicht verkneifen erst nochmal Rucksack und Kleidung abzuwerfen und ins kühle, erfrischende Nass zu springen. Ja, der See ist kalt, aber es tut einfach wahnsinnig gut dem Körper ein wenig Abkühlung zu gönnen.
In St. Bartholomä werden wir, wie erwartet, ganz schnell wieder ins „normale“ Leben gerissen….Menschen über Menschen und keine Ruhe. Aber wir lassen uns davon nicht beirren und genießen in aller Ruhe einen Eiskaffee im Biergarten, bevor wir gemütlich mit dem Schiff wieder zurück nach Königssee fahren.
Nur am Rande als Info: Wer die letzte Fahrt verpasst, der „darf“ sich dann für 245 Euro abholen lassen.