Abstieg zum Kalberjoch - Foto: Kaipara/Gipfelfieber

Zusammen mit Blogger Thomas sind wir hoch über dem Bergsteigerdorf Gschnitztal unterwegs. Tierischen Begegnungen im hochalpinen Gelände inklusive. 

„Kommts jetzt schnell rein!“ Kurz schauen wir uns noch skeptisch an. Der Ton der Hüttenwirtin ist ernst und er duldet keine Gegenfrage. Schließlich fügen wir uns der Anweisung und verlassen die Terrasse, um in der warmen Stube des Padasterjochhauses Platz zu nehmen. Und die Wirtin sollte Recht behalten, wollte sie uns doch davor warnen, dass ein heraufziehendes Gewitter hier oben innerhalb weniger Minuten plötzlich direkt über uns sein kann. Eine Erfahrung, auf die keiner von uns wirklich scharf ist. Es dauert nicht lang bis das Gewitter von den hohen Gipfeln der Stubaier Alpen zu uns herüber kommt. Der Regen prasselt auf das Dach, es donnert und blitzt.

Am nächsten Morgen ist das Gewitter verschwunden. Wolken hängen immer noch in den Bergen und hier und da blitzt sogar etwas blauer Himmel durch. Eine einzigartige Atmosphäre, die uns auf der folgenden Etappe der Gschnitztaler Hüttenrunde beim Aufstieg zur Kesselspitze begleitet.

Quick-Infos zur Tour

  • Charakter: mittelschwere Bergtour in alpinem Gelände mit Geröll; hohe Schuhe, Mitnahme von Stöcken sinnvoll
  • Technik: leicht bis zur Hütte, etwas anspruchsvoller beim Aufstieg zur Kesselspitze, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit nötig
  • Talort/Ausgangspunkt: Trins
  • Höchster Punkt: Kesselspitze, 2.727 m
  • Dauer: 3 h zur Hütte, weitere 2,5 – 3 h zur Kesselspitze, 2,5 h Abstieg nach Trins
  • Höhenmeter: 1.663 hm einfach
  • Einkehr: Padasterjochhaus
  • Anfahrt: mit ÖPNV bis Innsbruck, weiter mit dem Zug bis Steinach am Brenner, mit Bus Linie 4146 bis Trins; mit dem PKW bis Innsbruck und weiter Richtung Brenner, Abfahrt Schönberg im Stubaital und auf mautpflichtiger Straße bis Steinach und weiter nach Trins, Parken unterhalb des Orts am Liftstüberl

Das sind die Kaipara Green Trails

Die Kaipara Green Trails begleiten Blogger auf “grünen Wegen”. Gemeinsam wandern wir mit Rangern in Nationalparks, zu Hütten, die das Umweltgütesiegel des Alpenvereins tragen und in Bergsteigerdörfer. Immer im Fokus: Nachhaltigkeit und Naturverbundenheit.

Thomas von mehr-berge.de

Thomas Harrer hat seinen Blog mehr-berge.de bereits vor mehr als zehn Jahren ins Leben gerufen. Thomas ist Wanderer und Bergsteiger durch und durch. So oft es geht, lässt er sein heimisches Büro in der Nähe von Nürnberg hinter sich und macht sich auf den Weg in die Berge. Im Winter wie im Sommer. Als Programmierer hat er seine Leidenschaft mittlerweile zum Beruf gemacht und betreut mittlerweile den Online-Bereich des Magazins ‚Alpin‘.

Gschnitztal

Das Gschnitztal ist ein Seitental des Wipptals, das sich von Innsbruck einmal den Brenner hinauf bis zur Grenze und von ihr hinab bis nach Bozen in Südtirol zieht. Die beiden Orte Gschnitz und Trins sind seit ein paar Jahren bereits mit dem Bergsteigerdorf-Siegel das Alpenvereins ausgezeichnet. Die Bergsteigerdörfer sind eine Initiative des Alpenvereins. Die hat zum Ziel, alpenweit besonders nachhaltige und naturverbundene Bergsteigerorte zu vernetzen und zu fördern. Die ausgewählten Bergsteigerdörfer zeichnen sich dabei durch ihren respektvollen Umgang mit der Umwelt, die Erhaltung alpiner Lebensweisen und Traditionen sowie mit der Förderung sanfter Tourismusformen aus. Die Initiative Bergsteigerdörfer unterstützt diese Orte bei der Entwicklung und Vermarktung ihres nachhaltigen Angebots für Bergsportler und Naturliebhaber.

Mittlerweile gibt es 35 Bergsteigerdörfer (Stand Juli 2023) in Deutschland, Österreich, Italien, Schweiz und Slowenien.

Padasterjochhaus

Wie es bei den hohen Gipfeln im Alpenraum üblich ist, sind die Zustiege zu den Hütten entsprechend relativ lang. Das Padasterjochhaus, eine alpine Unterkunft auf immerhin 2.232 Metern Höhe, bietet Platz für knapp 60 Bergsteiger, die in Zimmern und Lagern unterkommen. Unser Aufstieg führt uns zunächst durch Trins und auf einem breiten Forstweg geht es aufwärts. Neben uns grasen die Kühe gemütlich in den sattgrünen Wiesen und die Sonne strahlt mit ihnen um die Wette. Noch.

Bald schon kürzen wir ein wenig ab und folgen dem Herrensteig, der parallel zur Fahrstraße durch sich nach und nach lichtende Wälder hinauf schlängelt. Die Vegetation wird spärlicher und zusehends ziehen von Westen auch mehr und mehr Wolken auf. Als wir die Hütte schließlich nach knapp drei Stunden erreichen, dauert es ein Radler bis uns Hüttenwirtin Agi auffordert, schnell in die Hütte zu kommen.

Die köstliche Verpflegung lässt schließlich nichts zu wünschen übrig und während der Regen in der Nacht immer noch gegen die Scheiben prasselt, schlummern wir gemütlich hinweg.

Gipfel sammeln auf der Gschnitztaler Hüttentour

Am nächsten Morgen hängen lang noch Wolkenfetzen in den Bergen, aber es regnet nicht mehr. Wir wollen auf dieser Etappe der Gschnitztaler Hüttentour, die auf sieben Etappen einmal in einer Schleife rund um das Tal mit den zwei Bergsteigerdörfern führt, ein paar Gipfel sammeln. Direkt von der Hütte weg, ersteigen wir das Foppmandl und entdecken dabei mehr als zehn Alpensalamander, die von der Nässe hervorgelockt auf Braut- und Bräutigamsschau gehen.

Der sich langsam verziehende Nebel schafft eine tolle Atmosphäre am Grat und genau als sich der Himmel weiter lichtet, turnt ein Steinbock kunstvoll über uns in der Nordwand der Wasenwand. Nach knapp drei Stunden erreichen wir die Kesselspitze, von der es über viel Geröll wieder talwärts geht. Hier schrecken wir eine große Gruppe von Alpenschneehühnern auf. In ihrem Sommerkleid sind sie im blockigen Felsgelände nur schwer auszumachen und nach einer lautstarken Beschwerde über uns Bergsteiger ziehen sie auch schon von dannen.

Nach 2,5 Stunden langem Abstieg erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt in Trins und schauen noch einmal voller Freude über diese großartige Bergtour zurück gen Kesselspitze und hinüber zur markanten Serles.

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