Merinowolle beim Wandern. Komfort im Schafspelz © Kaipara/Gipfelfieber

In Merinowolle wandern klingt erst einmal paradox: „zu warm, zu feucht, zu kratzig“ schießt es durch den Kopf. Tatsächlich hat das Naturmaterial aber viele Eigenschaften, die euch beim Bergsport zugutekommen. Warum Merinowolle das beste Material fürs Wandern ist und Synthetikfasern um Längen schlägt, welche Merino-Bekleidung ihr braucht, worauf ihr beim Kauf achten solltet und wie ihr die guten Stücke pflegt, haben wir für euch zusammengefasst.

Fein und nicht feucht: Merinoshirts fühlen sich einfach gut an

Wanderbekleidung aus Merinowolle ist nicht mit dicken Wollpullovern und auch nicht mit Baumwolle zu vergleichen. Das Material trägt nicht auf, ist ganz weich und saugt sich nicht mit Schweiß voll. Die Schurwolle vom Merinoschaf hat so feine Fasern, dass gar kein raues Gefühl auf der Haut entstehen kann. Sie sind etwa halb so dünn wie unsere Haare – und die kratzen ja auch nicht. Dass ein Merinoshirt nach einem schweißtreibenden Aufstieg nicht klatschnass am Körper klebt wie ein Baumwollshirt liegt daran, dass die Wolle bis zu 35 % ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen kann.

Ein 200 g schweres Shirt aus Merinowolle kann also etwa 70 g Schweiß „verkraften“, bevor es auch nur anfängt, sich feucht anzufühlen. Das ist aber nicht alles, denn Merinowolle gibt die Nässe auch wieder ab. So habt ihr immer ein relativ trockenes Tragegefühl. Zum Vergleich: Baumwolle nimmt nur etwa 10 % Feuchtigkeit auf und speichert sie geradezu. Das kennen alle, die in entsprechender Kleidung triefnass auf dem Gipfel standen und in der Hütte ewig warten mussten, bis das Shirt endlich trocken war. Kunstfasern schneiden in dieser Hinsicht besser ab, denn sie nehmen noch weniger Körperschweiß auf als Baumwolle. Dadurch kleben sie ebenfalls nicht auf der Haut und sind wie Merino schnelltrocknend.

Prima Klima: Merino wärmt, kühlt und schützt beim Wandern vor der Sonne

Merinowolle beim Wandern hat den großen Vorteil, dass sie bei kühler Witterung wärmt und im Sommer kühlt. Diese Quadratur des Kreises bei der Thermoregulation bekommt das Material durch seine Faserstruktur hin. Durch die Kräuselung entstehen Luftkammern, in denen die Körperwärme gehalten wird – Details dazu könnt ihr im Beitrag zu den Eigenschaften von Merinowolle nachlesen. Das funktioniert auch, wenn die Merino-Bekleidung durchgeschwitzt ist. Die Verdunstungskälte der Nässe im Faserinneren kühlt euch schön runter, wenn es am Berg heiß hergeht. Synthetik-Shirts können das zwar auch, aber sie wärmen im feuchten Zustand nicht.

Ein weiterer Nachteil gegenüber Merino: Wanderbekleidung aus Kunstfasern schützt euch viel weniger vor schädlicher UV-Strahlung. Eine Ausnahme bildet hier spezielle UV-Kleidung, die besonders dicht gewebt ist. Merinowolle bringt diese Schutzwirkung von Natur aus mit und bietet einen Faktor von bis zu 40+! In Zeiten von immer heißeren Sommern ein wichtiges Argument pro Merino.

Geruch adé – Merino stinkt nicht

Den wohl größten Pluspunkt spielt Merino beim Wandern durch die Antigeruchseigenschaften aus. Das Wollfett Lanolin wirkt antibakteriell und wo sich keine Bakterien tummeln, entsteht auch kein Mief. Synthetische Funktionskleidung müffelt dagegen immer und das umso mehr, je länger ihr sie tragt. Mit Wanderbekleidung aus 100 % Merinowolle bleibt ihr tagelang „frisch“ und riecht nicht nach Schweiß – und übrigens auch nicht nach Schaf. Lüftet ihr eure Shirts & Co. nach der Anstrengung aus, braucht ihr sie auch nur selten zu waschen. Das ist gut für die Umwelt, den Geldbeutel und das Zeitkonto. Worauf ihr bei der Pflege achten solltet, erfahrt ihr übrigens in dieser Pflegeanleitung.

Gerade bei längeren Touren von Hütte zu Hütte zahlt sich die Geruchsneutralität von Merinowolle aus. Vorbei die Zeiten, als bei eurem Eintreffen in Kunstfaserklamotten im Schlaflager erst mal die Fenster aufgerissen wurden. Achtung, häufig besteht Merino-Wanderbekleidung teilweise aus Kunstfasern. Dann kann sich Schweißgeruch bilden. Achtet also darauf, dass wirklich nur Merinowolle verarbeitet wurde, wenn es euch besonders auf „no stink“ ankommt – das ist bei Kaipara Merino-Bekleidung der Fall.

Vom Baselayer bis zur Jacke: So kann ein Merino-Outfit fürs Wandern aussehen

Durch den hohen Tragekomfort und die hervorragenden Isolationseigenschaften kam Merinowolle beim Wandern am Berg lange Zeit vor allem als Baselayer zum Einsatz. Inzwischen hat sich rumgesprochen, dass das Material auch bei den übrigen Schichten seine Stärken ausspielt. Bei einem Komplettoutfit aus der Wolle kommen alle Vorteile am besten zum Tragen. Wie bei Sportbekleidung aus Kunstfasern auch würde ein Layer aus einem anderen Material die Funktionskette unterbrechen. Tragt ihr beispielsweise über Merino-Unterwäsche ein Baumwollshirt, klappt es mit dem Feuchtigkeitsabtransport nach außen nicht mehr.

Für kühlere Tage sind Merino-Longsleeves die richtige Wahl, wer es am Hals gerne warm hat, greift zum Zip-Neck. Auch als oberste Bekleidungsschicht ist Merino geeignet. Hoodies und Merino-Jacken sind an trockenen Tagen perfekte Toplayer und vertragen auch etwas Regen – die Wollfasern sind an der Oberfläche feuchtigkeitsabweisend. Leicht angefeuchtet wärmt das Material sogar besonders gut. Greift also nicht sofort zur Regenjacke, wenn der Himmel die Schleusen öffnet. Dann habt ihr einen „Wärmegewinn“ von bis zu 10 Grad, was gerade bei Herbstschauern sehr angenehm ist. Merino-Wandersocken vervollständigen eure Wanderbekleidung zu jeder Jahreszeit, Mützen, Schals und Nierenschutz im kalten Halbjahr. Lediglich bei den Wanderhosen haben andere, robustere Materialien die Nase vorn. Intensiven Felskontakt etwa verträgt die feine Schurwolle in der dünnen Qualität nicht so gut. Für leichte Wanderungen oder zum Drunterziehen an kalten Tagen sind Merino-Leggings aber super geeignet.

Die Vor- und Nachteile von Merinowolle beim Wandern

Bevor wir darauf eingehen, worauf ihr beim Kauf von Wanderbekleidung aus Merinowolle achten solltet, findet ihr hier alle Vor- und Nachteile des Materials für den Bergsport im Überblick:

Vorteile von Merino

  • weich und kratzfrei
  • leicht, dünn und knittert nicht
  • isoliert auch nass gut und trocknet schnell
  • atmungsaktiv: nimmt Schweiß auf und leitet ihn ab
  • wirkt thermoregulierend (kühlt und wärmt)
  • natürlicher UV-Schutz
  • antibakteriell und geruchshemmend
  • entflammt schwer (gut bei Funkenflug am Lagerfeuer)
  • ist antistatisch
  • bildet keine Knötchen (Anti-Pilling)
  • nachhaltiges, biologisch abbaubares Naturmaterial
  • pflegeleicht

Nachteile von Merino

  • hat seinen Preis
  • kommt für Veganer nicht infrage
  • dünne Qualitäten für intensiven Felskontakt nicht robust genug

Darauf solltet ihr beim Kauf von Merinowollbekleidung fürs Wandern achten

Merinowolle ist nicht gleich Merinowolle – das vorab. Wichtige Qualitätsmerkmale sind die Faserstärke, die in Mikron angegeben wird. Je geringer dieser Wert ist, desto höherklassig ist das Material. Aber auch die Faserlänge und die Kräuselung spielen dabei eine wichtige Rolle. Die bei Kaipara verwendete Wolle etwa gehört mit 17 bis 18,9 Mikron bzw. 19 bis 21,9 Mikron zu den Kategorien „superfine“ und „fine“, wodurch sie sich auf der Haut besonders weich anfühlt. Andere Hersteller nehmen es gegebenenfalls nicht so genau und mischen dickere Fasern unter ihre Bekleidung.

Die Faserlänge sollte etwa einem Mittelfinger entsprechen, wodurch der Stoff stabiler wird und sich die Gefahr von Pilling verringert. Die Kräuselung der Fasern und ein hochwertiges Strickverfahren sorgen für ein maximales Volumen. Bei sehr günstigen Merino-Wandershirts empfiehlt es sich also, einen kritischen Blick auf die Materialqualität und -zusammensetzung zu werfen. Auch die Materialstärke ist ein Punkt, auf den ihr beim Kauf achten solltet. Die Grammatur oder das Warengewicht von Merinobekleidung liegt meist zwischen 150 und 300 g/qm. Geringes Gewicht macht das Material luftiger, aber auch empfindlicher – deshalb sind die Kaipara Jacken in der “schwereren Qualität” gefertigt. Das Thema Löcher im Merinoshirt und wie sie sich verhindern lassen, haben wir hier ausführlich behandelt.

Auf die Herkunft kommt es an

Ein weiteres Kriterium ist die Herkunft des Rohstoffs. Nicht alle Merinowollprodukte sind Mulesing-frei. Beim Mulesing wird den Lämmern ohne Betäubung am Schwanz Haut abgeschnitten, um Fliegenbefall zu verhindern. Eine tierquälerische Praxis, die in Australien leider noch verbreitet ist. Kaipara Merinowolle kommt aus Neuseeland, wo Mulesing verboten ist. Die MAPP- und ZQ-Zertifizierungen stellen außerdem sicher, dass die Schafhaltung dem Tierschutz entspricht und naturverträglich ist. Merino-Wanderbekleidung ohne Herkunfts- und Haltungsnachweis solltet ihr links liegen lassen, wenn euch die Tiere und die Umwelt am Herzen liegen. Kaipara achtet im Übrigen bei sämtlichen Herstellungsschritten und beim Versand auf soziale Verträglichkeit und Nachhaltigkeit. Produziert wird in Deutschland, auch alle weiteren Bestandteile wie zum Beispiel unsere Reißverschlüsse stammen von deutschen Unternehmen. Und verschickt wird umweltfreundlich mit DHL GoGreen und konsequent plastikfrei. Kartonagen verwenden wir nach dem Re-use-Prinzip in gutem Zustand mehrfach.