Oder wie der Plan einer drei-Tages-Hüttentour mindestens fünf Mal geändert wird

Wir (eine Freundin und ich) hatten im Frühjahr beschlossen, dass wir Anfang August eine gemeinsame Hüttentour machen wollen. Ursprünglich hatten wir die Zugspitze über das Reintal im Kopf. Allerdings mussten wir aufgrund des „hohen Verkehrsaufkommens“ auf der Reintalangerhütte unseren Plan ändern und sind dann relativ kurz  entschlossen ins Kleinwalsertal gefahren um dort eine schöne Höhenroute zu gehen.

Wir wollten vom Söllereck am ersten Tag bis zur Fiderepasshütte gehen (was auch wirklich so geklappt hat), dann am zweiten Tag von dort über den Mindelheimer Klettersteig und auf dem Höhenweg weiter bis zur Widdersteinhütte laufen. Der dritte Tag sollte dann mit dem kurzen Abstieg nach Baad die Tour beenden. So also der Plan…aber das Wetter hat uns gewaltig einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ab Tag zwei hat es geregnet als ob Petrus vor hätte die Alpen wegzuspülen.

Nun aber zu unseren wirklich gelaufenen Tour.

Tag 1:

Bergstation Söllereckbahn (1.400m) – Söllereck (1.706m) – Schlappoltkopf (1.968m) – Fellhorn (2.038m) – Fiderepasshütte (2.067m) – Gehzeit gesamt: 5:15 Std.

Wir starteten an der Bergstation der Söllereckbahn nachdem wir uns gemütlich mit der Bahn den Berg bis auf 1.400m hochfahren ließen. Es gibt zwar auch einen Wirtschaftsweg nach oben, der soll jedoch nicht wirklich spannend sein – wie es Wirtschaftswege meist an sich haben.

Von der Bergstation folgen wir den Schildern Richtung Sölleralpe. Der Weg beginnt erst mit einem kurzen, ansteigendem Asphaltweg, der jedoch bald zu einem breiten Alpweg wird und uns um das Söllereck herum geführt hat. Nach kurzer Zeit kommt man aus dem Wald heraus und sieht das erste Mal den wunderschönen Allgäuer Hauptkamm vor sich liegen. Ab der Sölleralpe geht es dann in Kehren recht steil hinauf bis man auf die Kammhöhe beim Söllereck stößt. Zum Söllereck wendet man sich dort nach rechts, der Weiterweg Richtung Schlappoltkopf/Fellhorn geht jedoch nach links.

Dort läuft man auf dem Kamm in leichtem Auf und Ab, aber relativ entspannt zum Schlappoltkopf und von dort weiter zum Fellhorn. Spätestens ab dem Fellhorn wird der Weg auch ziemlich belebt, da viele Touristen mit der Kanzelwandbahn/ Fellhornbahn nach oben fahren und von dort Richtung Fellhorn auf dem Höhenweg laufen. Wir kamen aus dem „Servus“ sagen kaum noch raus und haben es bis zur Kanzelwand komplett eingestellt.

Vom Fellhorn geht es weiter erstmal wieder bergab in den Grundsattel (1.810m). Hier könnte man zuerst auf die Kanzelwand (2.058m) steigen und über einen Klettersteig absteigen, oder auf dem Aufstiegsweg wieder zurück gehen. Wir haben uns jedoch entschieden vom Grundsattel gleich ins Rossgundkar hinab zu steigen und von dort weiter zu Kühgundalpe (1.745m) zu gehen. Der Weg ins Rossgundkar ist nicht zu vergleichen mit der befestigten Touristenstraße am Fellhorn – ein kleiner schöner Alpweg, der sich erst nach unten und dann auf gleicher Höhe bis zur Alpe schlängelt. Man ist auch plötzlich wieder in einer kleinen eigenen und vor allem ruhigen Welt. Ab der Kühgundalpe – man kann von dort die Fiderepasshütte schon sehen – wird der Weg nochmal etwas steiler. Aber mit dem Ziel vor Augen ist es alles überhaupt nicht wild :-).

Die Fiderepasshütte ist eine wunderschöne Alpenvereinshütte (Kategorie I) mit leckerem Essen, gemütlicher Stubn, netten Hüttenwirten und einer tollen Sonnenterrasse (die wir aufgrund des dort schon einsetzenden Regens nicht nutzen konnten). Ein Highlight des Tage waren 4 Steinböcke, die gegen Abend sehr nah an die Hütte heran gekommen sind und die wir alle zusammen bestaunen konnten.

Tag 2:

Fiderepasshütte (2.067m) – Fiderescharte (2.214m) – Mindelheimer Hütte (2.013m) – Gehzeit gesamt : 2:15 Std.

Der Tag beginnt so wie der Vortag geendet hat….Regen, Regen, Regen und Wind. Wir schmeißen also unseren Plan über den Mindelheimer Klettersteig zur Mindelheimer Hütte zu gelangen über Bord und starten mit voller Regenmontur von der Fiderepasshütte zur Fiderescharte. Der Weg zur Scharte führt in Kehren über das Geröll, ist jedoch sehr gut zu gehen. Als wir aus der Scharte heraus gekommen sind hätten wir sehr gerne wieder den Allgäuer Hauptkamm bestaunt, nur leider hat dieser sich komplett in Regenwolken versteckt. Deshalb hielten wir uns auch nicht lange auf und sind zum Krumbacher Höhenweg abgestiegen. Bei gutem Wetter ist dieser mit Sicherheit wunderschön. Man läuft auf einem kleinen Pfad auf gleichbleibender Höhe in Richtung Mindelheimer Hütte und hat dabei die ganze Zeit den Allgäuer Hauptkamm im Blick. Nach etwas mehr als 2 Stunden kamen wir an der Mindelheimer Hütte an, triefend naß bis auf die Haut, Wanderschuhe aus denen es bei jedem Schritt das Wasser wieder rausdrückt und schnell war der Entschluss gefasst, dass die Mindelheimer Hütte heute unser Ziel bleibt und wir bei diesem Wetter nicht weiter gehen werden.

Der Ausblick und auch die schöne Sonnenterrasse der Mindelheimer Hütte blieben uns auch an Tag 2 verwehrt :-(.

Tag 3:

Mindelheimer Hütte (2.013m) –Kemptner Scharte – Kemptner Köpfl (2.192m) – Kemptner Scharte – Fluchtalpe – Innere Wiesalpe – Mittelberg (1.215m) – Gehzeit gesamt: 3 Std

Die am Vorabend aufkeimende Hoffnung, dass das Wetter an Tag 3 gut wird und wir doch noch den Mindelheimer Klettersteig gehen können wurde am Morgen schnell begraben. Es regnete zwar nicht mehr, jedoch waren Boden und Fels noch immer komplett naß und die Wolken am Himmel sahen auch nicht freundlich aus. Also entschieden wir uns für einen kurzen, schnellen Abstieg, der sich jedoch als sehr gute Wahl herausstellte. Zum einen konnten wir beim Aufstieg zum Kemptner Köpfl noch einen Steinbock aus wirklich kurzer Distanz bestaunen und zum anderen ist der Weg über die Kepmtner Scharte hinab nach Mitterberg sehr schön und abwechslungsreich.

Von der Mindelheimer Hütte geht es nochmal bergauf zur Kemptner Scharte, der Weg ist jedoch nur leicht ansteigend. Zum Kemptner Köpfl geht es steil am Grat hinauf und die letzten Meter heißt es dann nochmal kraxln.

Zurück an der Scharte steigt man steil in Kehren entlang der Felswände hinab. Der Weg erfordert Trittsicherheit und Schwindelfreiheit ist jedoch sehr gut „saniert“ und an freieren Stellen sind Stahlseile und Tritte angebracht.

Man kommt in ein sehr idyllisches Hochtal, quert anschließend einen Wasserfall im Wildental, bevor man weiter hinab zur Fluchtalpe absteigt. Ab der Fluchtalpe wird der Weg sehr entspannt und man sollte sich immer wieder umdrehen und die wunderschöne Natur und den Blick auf die imposanten Felswände des Kleinwalsertals genießen.

Fazit der drei Tage:

Obwohl es uns das Wetter wirklich nicht leicht machen wollte und uns dadurch sehr sehr viele schöne Gipfelmomente, Ausblicke und der Klettersteig verwehrt wurden – Ich war nicht das letzte Mal dort unterwegs, denn die Region Kleinwalsertal ist traumhaft schön!