Der Achensee – türkisblau, mit Segelbooten gespickt, eingebettet in die herrliche Bergwelt Tirols und vor allem von uns bis vor kurzem noch unentdeckt – war Ziel unseres letzten verlängerten Wochenendes. Von München aus führt uns der Weg über Bad Tölz und Lenggries autobahnlos in unter zwei Stunden in den kleinen Ort Pertisau am Westufer.

Die Auswahl an schönen seenahen Hotels, meist im traditionell alpenländischen Stil, ist hier riesig. Wir beziehen das Romantikhotel Wiesenhof.

Unser großzügiges rustikal eingerichtetes Zimmer mit Himmelbett(!) führt auf eine Terasse, die beinahe auf Augenhöhe an eine bunte Bergwiese grenzt. Der Name ist also Programm, hier lässt sich’s entspannen. Im Bad stehen wie gewöhnlich Shampoo, Duschgel und Körpermilch zum Test bereit. Hier handelt es sich allerdings um Steinöl-Produkte, regionale Besonderheiten.

Darüber wollen wir erstmal mehr erfahren, verschieben also die Entspannung auf später und machen einen kurzen Spaziergang zum Steinöl-Besucherzentrum „Vitalberg“.
Hier im Steinöl Museum erfahren wir u.a., dass der Ölschiefer (im wahrsten Sinne des Wortes uralter Meeresboden) im Bächental jährlich von Mai bis Oktober im Tagebau abgebaut wird.
In einem Schwelprozess bei bis zu 500 Grad Celsius wird aus dem schwefelhaltigen Gestein schließlich das berühmte Tiroler Steinöl gewonnen. Die Familie Albrecht tut dies inzwischen bereits in vierter Generation zum Wohl von Mensch und Tier.

Ursprünglich fand das Öl mit seiner entzündungshemmenden Wirkung nämlich vor allem in der Veterinärmedizin Anwendung. Heute ist es eben auch geschätzter Bestandteil verschiedenster Körperpflegeprodukte und dient vielfach als Universalheilmittel. Dementsprechend erledigen wir unseren halben Weihnachtseinkauf im Museums-Shop, bevor es zurück ins Hotel geht.

Auf der Terrasse vor dem Haus wartet schon ein herrliches Barbecue auf uns, kein Wunsch bleibt offen. Wunderbar sattgegessen sind wir also schnell, aber sattsehen können wir uns kaum, vor allem am Anblick der umliegenden Wiesen und Berge und einer BMW R 1200 C. Die verleiht der Hausherr sogar an Hotelgäste, wie wir später noch im wahrsten Sinne des Wortes erfahren dürfen.

Wandern auf den Spuren des Tiroler Steinöls

Beim Frühstücksbuffet am nächsten Morgen ist das Special des Tages ein „Kaiserfrühstück“, u.a. natürlich mit frischem Kaiserschmarrn und Mozartkugeln. Hmm, Österreich!! Begeistert sind wir übrigens auch von der „Buttermaschine“ – die auf Knopfdruck kleine Scheiben Alpenbutter ausspuckt.

Ölig geht es dann auch an unserem zweiten Tag weiter, denn jeden Donnerstag wird eine geführte Wanderung durch den Naturpark Karwendel hin zur Steinölbrennerei im Bächental angeboten. In den 10€ Unkostenbeitrag hierfür sind Führung und Besichtigung der Produktionsstätte enthalten, genauso wie der bequeme Rücktransport ins Tal per Großraumtaxi.
Während der Tour (700 Höhenmeter, 8 Streckenkilometer, 5h Gehzeit) in einer kleinen Gruppe gibt uns Naturpark Rangerin und Kräuterpädagogin Micha Sir einige wertvolle Tipps zum (Über)leben in der „Wildnis“. Drei Beispiele wollen wir an dieser Stelle nicht auslassen:

  • Die Blätter des Alpendost eignen sich hervorragend als 100% biologisch abbaubares Toilettenpapier (Taschentücher verrotten erst nach frühestens zwei Jahren!)
  • Margeriten kann man zubereitet wie Hollunderkücherl als „veganes Spiegelei“ genießen
  • Keines der Pflanzenteile des Eisenhuts sollte man auch nur berühren. Er ist extrem giftig, eine Berührung führt mindestens zu Hautausschlägen

Der Weg führt uns durch das Unterautal und über den Gröbner Hals hinunter zur Steinölbrennerei. Hier nimmt uns Hermann Albrecht, der Betriebsleiter der Betriebsstätte Bächental in Empfang, um uns die Steinölgewinnung direkt an den Schwelanlagen zu zeigen. Anschließend nutzen wir die Einkehrmöglichkeit im Wohnhaus der Familie Albrecht für einen stärkenden Apfelstrudel. Wie schade, dass wir erst jetzt erfahren, dass die Steinöl „Haussalbe“ die Bremsen abgewehrt hätte, die uns auf dem Hinweg unliebsam begegnet sind. Aber immerhin zeigen die folgende Tage, dass die Salbe auch Stiche lindert.

Gelb, gelb, gelb, blüht der Enzian

Für Tag drei haben wir uns die „Nature Watch Tour zum Feilkopf“ aus dem offiziellen Gästeprogramm der Region Achensee vorgenommen (700 Höhenmeter, 10 Streckenkilometer, 5h Gehzeit).

Bevor es losgeht, rüstet uns unser Wanderführer Martin Schauer mit hochwertigen Ferngläsern aus, denn hier sind wir im Reich von Steinbock, Gams, Murmeltier und 21 Steinadler Brutpaaren unterwegs. Tatsächlich entdecken wir unterwegs mehrere Gemsen, sogar mit Kitzen. Einen Steinadler bekommt nur einer der Mitwanderer für einen kurzen Moment vor die Linse.
Allgemein ist der Herbst die beste Jahreszeit, um hier möglichst vielen Tierarten zu begegnen. Über die Pflanzenwelt lernen wir, dass der in DEM Enzian enthaltene Enzian eigentlich gelb blüht. Der Blaue ist dafür nicht geeignet und darf nur für Marketingzwecke herhalten.

Am Gipfel angekommen, werden wir mit einem herrlichen Panoramablick über das Karwendelgebirge und den Achensee belohnt.

Der Rückweg führt uns über die Feilalm, wo wir ein weiteres österreichisch-kulinarisches Highlight genießen – eine Kaspressknödelsuppe.

Steinöl-Wellness

Zurück im Wiesenhof gönnen wir uns und unseren jetzt doch etwas müden Beinen eine besondere Wohltat – ein Steinölbad. Bei 40 °C und Unmengen von Badeschaum entspannt die Muskulatur und wir sinnieren über die vielen schönen Erlebnisse des Tages. Nach dem Bad reiben wir uns noch mit dem bereitstehenden Steinöl-Tonic ein. Ob nun ausgelöst durch das Bad oder das Tonic, kaum liegen wir im Ruheraum, setzt vor allem in den Armen und Beinen ein angenehmes abwechselnd warmes und kühles Prickeln ein.

Nach einer ausgedehnten Ruhepause zieht uns unser Entdeckerdrang in die Saunalandschaft wo wir uns von wechselnden Kräuteraufgüssen (Lavendel, Salbei, Kamille) und dem anschließenden Fußbad mit automatischer Sprudelfunktion verwöhnen lassen.

Direkt am Achensee

Zur Stärkung vor der Heimfahrt genehmigen wir uns noch einen Avocado-Salat mit Achensee-Saibling (sehr lecker!) in einem der vielen Cafés mit herrlichem Blick auf den See. Neben uns wird gerade für eine Hochzeitsfeier unter freiem Himmel eingedeckt. Beinahe schade, dass wir schon verheiratet sind.

Ein herzliches Danke an Kunz PR, Achensee Tourismus und das Hotel Wiesenhof für diese schönen Tage!