Inhaltsverzeichnis
- 1 Ich muss neue Wanderschuhe kaufen!
- 2 Grundsätzliches beim Wanderschuh-Kauf
- 3 Anforderung und Einsatzbereich Eurer Wanderschuhe klären!
- 4 Wie groß müssen Wanderschuhe sein – die richtige Größe und Passform ermitteln
- 5 Auch auf die Passform kommt es an!
- 6 Der Leisten – nicht jeder Fuß ist gleich!
- 7 Das Fußbett – auch individuell anpassbar!
- 8 Tipps für die Anprobe – nur nix überstürzen!
- 9 Das Material – Eine Frage des Komforts
- 10 Lederqualität von Bergschuhen – chromfrei gegerbtes Leder?
- 11 Die Sohlen Eurer Wanderschuhe
- 12 Schnürung – worauf beim Schnürsystem achten?
- 13 Welches Material bei Wandersocken?
- 14 Mein Fazit – Meine Kaufentscheidung
Ich muss neue Wanderschuhe kaufen!
Vor kurzem musste ich mir neue Wanderschuhe kaufen, da sich meine geliebten Meindl Island Pro nun nach über 10 Jahren (und zugegeben Null Pflege) langsam auflösten.
Wie es der Zufall wollte, habe ich vor kurzem Chris Handtke kennengelernt. Er ist Herzblut-Outdoorler und wenn er nicht gerade auf irgendeinem Trail unterwegs ist, arbeitet er als Bereichsleiter für Trekking-Ausrüstung & Bergschuhe beim Outdoor-Spezialisten Bergzeit. Ich habe ihn in der Filiale besucht und mir eine Kaufberatung vom Profi gegönnt.
Meine Erkenntnisse möchte ich hier mit meinen Worten wieder- und weitergeben.
Grundsätzliches beim Wanderschuh-Kauf
Wander- und Bergschuhe sind in erster Linie „Sportgeräte“, welche Euch auf verschiedenen Untergründen bei verschiedenen Witterungen sicheren Halt geben sollen, um Euch ohne Bänderriss oder Knöchelbruch ans Ziel zu bringen.
Leider kaufen zu viele ihre Schuhe nach optischen Gesichtspunkten und achten dabei nicht auf die richtige Größe, Stabilität, Sohle, Leisten und das richtige Material für ihre Bedürfnisse.
Wandern ist keine Modenschau!
Eure Füße sind eines Eurer sensibelsten „Organe“. Achtet daher beim Kauf bitte auf die wirklich wichtigen Kriterien und lasst Euch am besten in einem Fachgeschäft beraten.
Das hat auch noch den Vorteil, dass ihr viele Schuhe auch selbst anprobieren und Probe laufen könnt!
Anforderung und Einsatzbereich Eurer Wanderschuhe klären!
Als allererstes solltet Ihr Euch die Frage stellen, welche Anforderungen Ihr an Euch bzw. die Schuhe stellt. Also die Frage beantworten:
Für welchen Einsatzbereich brauche ich den Schuh?
Zur groben Einteilung der verschiedenen Einsatzbereiche von Wanderschuhen hat Meindl vor einigen Jahren eine hilfreiche Klassifizierung (von A bis D) zusammengestellt. Siehe weiter unten „Bergschuh-Klassifizierung nach Meindl“.
Flacher Wanderschuh oder Trekking-Stiefel?
Wer eher im Flachland und auf ebenen Wegen (z.B. angelegten, befestigten Wanderwege und Forststraßen) unterwegs ist, der braucht in der Regel keine Schuhe, die über den Knöchel gehen. Hier reichen einfache Wanderschuhe (auch gerne Multifunktions-Schuhe) der Klasse A oder A/B.
Wer sich ins Gebirge aufmacht und abseits befestigter Wege unterwegs ist, der sollte allein aus Stabilitätsgründen zum hohen Wanderstiefel greifen, der über den Knöchel geht und somit einen deutlich festeren Tritt verspricht. Hier bewegt man sich dann in der Klasse B und B/C.
Tipp:
Knöchelhohe Schuhe bieten sich auch an, wenn Ihr länger mit schwerem Gepäck unterwegs seid, weil die Füße dadurch entlastet werden und nicht so viel Kraft zur Stabilisierung aufgebracht werden muss.
Die Kategorien C und D braucht nur der sehr fortgeschrittene Bergsteiger z.B. bei Hochgebirgstouren über Gletscher und beim Einsatz von Steigeisen.
Bergschuh-Klassifizierung nach Meindl
Eine kleine Hilfe zur Orientierung ist die von Meindl erfundene Klassifizierung von Wander- und Bergschuhen.
Wie groß müssen Wanderschuhe sein – die richtige Größe und Passform ermitteln
Wenn Ihr den Einsatzbereich und den dafür notwendigen Schuh-Typ abgeklärt habt, geht es um die richtige Schuhgröße und die Passform.
Tendenziell sollten Wander- und Bergschuhe immer eine halbe bis ganze Nummern größer ausfallen als Eure Alltagsschuhe .
Zum einen tragt Ihr dickere Socken, die mehr Platz im Schuh brauchen. Zum anderen braucht es in der “Zehenbox” einen Puffer für das Bergab-Gehen.
Dabei rutscht der Fuß nämlich zwangsläufig immer ein wenig nach vorne Richtung Schuhspitze. Ist Euer Schuh zu kurz bemessen, stoßt Ihr mit jedem Schritt vorne an und bekommt unweigerlich blaue Zehennägel und schmerzende Zehen.
Deswegen gilt:
Zwischen Schuhspitze und Großem Zeh stets mindestens einen Daumen breit Luft!
Tipp:
Um den „Daumenbreit“ abzumessen, ist die Einlegesohle des Wanderschuhs eine gute Hilfe. Nehmt sie einfach aus den Probierschuhen im Laden heraus und stellt Euch mit angezogenen Wandersocken darauf, um die Fußlänge zu überprüfen.
Vor den Zehen sollte wie gesagt noch mindestens ein Zentimeter Platz bis zum Sohlenrand frei bleiben. Oder geht in einen Fachladen, wo spezielle Messgeräte vorhanden sind (siehe Foto).
Auch auf die Passform kommt es an!
Da Eure Füße ziemlich lange in den Wanderschuhen stecken, ist es neben der Größe auch wichtig, die richtige Passform zu wählen.
Wie eingangs erwähnt sollten beim Bergschuh-Kauf optische Eitelkeiten nicht im Vordergrund stehen.
Nicht schick muss der Schuh sein, sondern sich perfekt mit Euren Füßen verstehen!
Ein passender Wanderschuh sollte deswegen z.B. Eure Ferse gut umschließen, ohne beim Gehen zu rutschen. Der Fuß sollte beim Wandern im Schuh nicht nach oben und unten rutschen, da es sonst Blasen an der Ferse gibt und sich die Stabilität verringert.
Am besten umfasst der Schuhe den Fuß an den Seiten sodass man weder „schwimmt“ noch unangenehmen Druck verspürt.
Hier spielt der sogenannte Leisten des Schuhs eine Rolle! (Was ist ein Leisten?)
Der Leisten – nicht jeder Fuß ist gleich!
Früher noch waren die einzelnen Hersteller meist mit einer einzigen Leistenform (=Fußform) am Markt. So war man eingeschränkt in der Auswahl, weil nicht jeder Schuster mit seiner Passform zum eigenen Fuß passte.
Heute aber bieten die großen Marken wie z.B. Meindl, Lowa und Hanwag Bergschuhe mit unterschiedlichen Leisten, also Passformen an.
So wird man dem Umstand gerecht, dass eben kein Fuß dem anderen gleicht. Einer ist breiter, der andere schmaler und so weiter.
Selbst für Hallux-Geplagte gibt es eigene Modelle wie den „Bunion“ von Hanwag oder die Serie „Comfort Fit“ von Meindl.
Weitere Infos zu Passform-Techniken der „großen Drei“ gibt’s hier:
Das Fußbett – auch individuell anpassbar!
Genauso wie sich unsere Füße in der Breite unterscheiden, so sind auch unsere Fußsohlen unterschiedlich geformt. Aus diesem Grund empfehle ich unbedingt, unterschiedliche Hersteller und Fußbett-Typen im Geschäft zu probieren. Die einzelnen Hersteller experimentieren auch hier viel und bringen stets Innovationen auf den Markt.
Mein Favorit war bisher Meindl aufgrund des MFS-Systems („Memory Foam System“), welches auch im Fußbett zum Einsatz kommt.
Durch die Körperwärme wird der Schaumstoff ein wenig weich und passt sich perfekt an den eigenen Fuß an.
Der Clou ist, dass die Form danach „gespeichert“ also erhalten bleibt.
Sollte Euch kein Fußbett so richtig zusagen, dann ist das kein Problem. Sowohl von den Schuh-Herstellern selbst als auch von Drittanbietern gibt es mittlerweile eine riesige Auswahl an Einlage-Sohlen für Wander- und Bergschuhe. Damit könnt ihr den Schuh nachträglich an Eure Füße anpassen.
Bei Bergzeit.de gibt es hier auch eine ordentliche Auswahl an Einlagesohlen.
Tipps für die Anprobe – nur nix überstürzen!
Egal ob Ihr Euch ein paar Schuhe nach Hause bestellt oder in den Laden geht, achtet auf folgendes:
- Die Schuhe wenn machbar Nachmittags oder Abends anprobieren, weil Eure Füße über den Tag anschwellen und Ihr sonst eventuell zu kleine Schuhe auswählt!
- Zieht Euch unbedingt Wandersocken an!
- Sucht Euch eine Teststrecke!
Nie nur bequem auf dem Hocker sitzen und die Schuhe „anfühlen.“
Wenn Ihr die Schuhe zu Hause probiert, dann sucht Euch draußen eine Böschung oder Stufen, wo Ihr mal steigen und bergab gehen könnt. (In guten Fachgeschäften gibt es oft eine kleine Teststrecke. Fragt danach!) - Lasst die Schuhe einfach mal eine Zeit lang an und achtet auf Druckstellen und Schmerzen!
- Lasst Euch Zeit bei der Entscheidung!
Das Material – Eine Frage des Komforts
Ich selbst bin ein Fan von Schuhen aus Leder, weil ich lieber ein Naturprodukt an den Füßen trage als „Plastik“. Aber es gibt genauso gute Gründe, sich für eine Kunststoff-Variante zu entscheiden. Wie man anhand meiner Facebook-Umfrage sieht, gehen die Meinungen stark auseinander.
Leder als Obermaterial
Leder hält bei guter Pflege ewig und sieht viel edler aus!
Wenn Leder gut gereinigt und regelmäßig (8 bis 10 mal im Jahr) gefettet wird, dann hält das Material ein Leben lang.
Bei guten Leder-Bergschuhen von Meindl, Lowa oder Hanwag besteht der Oberschuh aus nur wenigen Einzelteilen. Somit verringern sich die Nähte (welche immer brechen können) und potentielle Druckstellen werden reduziert.
Ein Lederschuh passt sich zudem viel anschmiegsamer an den Fuß an als eine „Plastik-Version“. Allerdings ist hier die Produktion (da mehr Handarbeit) teurer, was sich im Verkaufspreis niederschlägt.
Rechnet man aber die Haltbarkeit dagegen, gewinnt der Lederschuh wieder.
Weniger Nähte verringern das Risiko von potentiellen Druckstellen und Nahtverschleiß.
Ein kleiner Nachteil vom Leder ist, dass es langsamer trocknet, wenn es mal richtig Wasser aufgesogen hat (durch regelmäßiges Fetten zu verhindern).
Wer ständig im Wasser steht (wie z.B. Almerer in nassen Bergwiesen), der sollte vielleicht eher zum Kunststoff mit wasserdichten Membranen greifen.
Kunststoff als Obermaterial
Kunststoffe aus Polyester und Nylon sind ein beliebtes und kostengünstiges Substitut für Leder. Hier kommen Gewebe wie „Cordura“ zum Einsatz. Diese Stoffe basieren auf Polyamid-Verbindungen und sind im Gegensatz zu Leder deutlich leichter und nicht so pflegeintensiv, weil nicht pflegbar.
Auf langen Touren, wo jedes Gramm Gewicht gespart werden sollte, sind Schuhe aus Kunststoff nicht zu verachten. Zudem saugen sie sich nicht so mit Wasser voll und sind so nach einem Regenguss oder einer Wanderung durchs Flußbett viel schneller trocken.
Der größte Vorteil von Kunststoffen ist die Gewichtsersparnis.
Ein Nachteil im Vergleich zum Leder ist die geringere Haltbarkeit. Sonne und Umwelteinflüsse lassen das Material schneller porös werden und die Nähte zwangsläufig irgendwann brechen.
Zudem sind die Schuhe meistens aus mehreren Einzelteilen genäht, was wiederum zu mehr potentiellen Druckstellen führt.
Okölogisch eingestellte Wanderer sollten zudem bedenken, dass Polyamide nun mal erdölbasierte Kunststoffe sind und in der Herstellung sehr viel Energie verschwenden. Auch die Entsorgung und das Recycling sind so eine Sache. Daher versuche ich solche Stoffe zu vermeiden wenn es geht… was natürlich nicht immer möglich ist.
Innenfutter aus Leder
Ein Schuh mit einem Innenfutter aus Leder wird immer die bequemste Variante sein, weil sich das Leder super an den Fuß anpasst und so meist auch der Sitz fester ist.
Zudem ist das „Fußraumklima“ auch sehr angenehm, da Leder im Vergleich zu Kunststoff deutlich atmungsaktiver ist und auch Temperaturen ausgleichen kann.
Deswegen ist ein Lederschuh auch in warmen Regionen oder im Hochsommer deutlich angenehmer als eine „Plastik-Tüte“ am Fuß.
An den Komfort von Leder kommt nichts ran!
Ein weiterer Vorteil von einem Lederinnenfutter ist die Fähigkeit des Leders, Wasser und Schweiß aufnehmen zu können. Die Feuchtigkeit wird also vom Fuß und den Socken abgeleitet und im Leder gespeichert. Dadurch fühlt dich der Fuß deutlich weniger „durchnässt“ an.
Ein kleiner Nachteil ist, dass der Schuh nicht ganz so wasserdicht ist wie z.B. mit einer Goretex-Membran im Innenfutter. Aber es dauert schon seine Zeit bis tatsächlich Wasser in den Fußraum eindringt.
Ein gut verarbeiteter Lederschuh wie ein zwiegenähter Schuh ist ebenfalls sehr lange wasserdicht.
Innenfutter aus Goretex, Sympatex, Outdry und Co
Die meisten Kunst-Membranen sind vor allem sehr wasserdicht. Ähnlich wie beim Obermaterial gilt hier auch wieder der Vorteil, dass das Material kein Wasser speichert und somit schneller trocknet.
Allerdings bedeutet das im Innenschuh, dass Schweiß und Wasser eher am Fuß bleiben. Da die Atmungsaktivität an Leder auch noch nicht herankommt, sind Schuhe mit einer dieser Membranen (vor allem die sehr dichte Goretex) ein ziemlicher Brutkasten für die Füße.
Wer viel schwitzt, sollte sich doch eher für die Leder-Variante entscheiden. (Leder wirkt zudem noch Geruchs-neutralisierend!)
Die mangelnde Atmungsaktivität allerdings ist bei kalten Temperaturen vorteilhaft, weil die Wärme im Schuh gehalten wird. Wer also viel im Winter wandert, sollte das einkalkulieren.
In der Herstellung ist so ein Schuh natürlich auch deutlich günstiger. Leider spiegelt sich das nicht so deutlich in den Verkaufspreisen wieder.
Aber so gibt es zumindest auch Wanderschuhe für Veganer 🙂 (Sorry dafür)
Lederqualität von Bergschuhen – chromfrei gegerbtes Leder?
Die Art und Weise der Ledergerbung steht nicht immer im besten Licht, da bei der industriellen Gerbung Chrom zum Einsatz kommt, welches Allergien auslöst und als krebserregend gilt.
Laut Chris Handtke kann man sich bei den bekannten bayerischen Bergschuhmarken aber darauf verlassen, dass das Leder chromfrei gebleicht wurde.
Meindl und Hanwag sind hier aktive Vorreiter und schaffen mit Programmen wie „Meindl Identity“ und „Hanwag Terra-Care“ vertrauenswürdige Leder-Produkte, die zum großen Teil hier in Deutschland mit nachweislich umweltschonenden Gerb-Verfahren hergestellt wurden.
Mehr Infos dazu:
- Meindl Identity: Leder aus der Meindl-Region mit detailliertem Herkunftsnachweis des verwendeten Oberleders. http://www.identity-leder.de/
- Hanwag Terra-Care: Hochwertiges Rindsleder einer deutschen Gerberei. Der Gerbprozess erfolgt nach strengsten ökologischen Vorgaben und der gesamte CO2-Ausstoß wird kompensiert. http://www.hanwag.de/nachhaltigkeit
Die Sohlen Eurer Wanderschuhe
Bei der Sohle entscheidet sich nun noch wie viel „Flex“ ein Schuh bietet und wie steif die Sohle gegenüber Verwindungen ist. Auf einfachen kurzen Wanderungen darf die Sohle ruhig weicher sein.
Wird der Weg aber unbefestigt und felsig, dann ist eine härtere Sohle empfehlenswert.
Eine harte Sohle wirkt sich positiv auf Eure Trittsicherheit aus, entlastet den Fuß und ermöglicht eine bessere Kraftübertragung.
Es ist einfach angenehmer, wenn sich nicht jeder Stein und jede Unebenheit auf die Fußsohle durchdrückt. Auf Dauer kann das schmerzhaft werden.
Platzhirsch und unangefochtener Marktführer im Bereich Outdoor-Schuhsohlen ist die Firma Vibram, benannt nach dem italienischen Bergsteiger und Firmengründer Vitale Bramani.
Wenn der Schuh Eurer Wahl eine Vibram-Sohle hat, dann macht Ihr damit auf keinen Fall etwas falsch!
Bergschuhe mit Sohle von Vibram – erkenntlich am gelben Vibram-Logo
Das heißt jetzt aber nicht, dass eine markeneigene Sohle von LOWA und Co schlechter ist.
Mehr Infos zu Vibram-Sohlen gibt’s hier bei Bergzeit schön zusammengefasst.
Schnürung – worauf beim Schnürsystem achten?
Die Schnürung von Wanderschuhen ist eine halbe Wissenschaft mit gefühlt 1.000 schlauen Tricks und zig Systemen. Chris sagt:
Jeder Fuß ist anders, daher sollte jeder mit der Zeit sein persönliches Schnür-Setup finden.
Aus meiner Sicht bieten Schuhe ohne Schnick-Schnack mit einfachem Ösen-oder Haken-System die beste Flexibilität bei der Schnürung.
Und generell gilt:
Je mehr Ösen und Haken, desto besser kann man den Schuh an den Fuß anpassen.
Tipp:
Achtet darauf, dass man die Zunge mit einem Haken fixieren kann (siehe linker Schuh Foto oben). Nix nervt mehr als wenn die Zunge während der Wanderung verrutscht.
Welches Material bei Wandersocken?
Total ungeeignet für den Einsatz in Wanderschuhen sind Baumwollsocken wie z.B. Tennissocken. Einmal durchgeschwitzt, verlieren sie ihre Form und sorgen für Reibestellen und damit für Blasen. Optimal sind Wandersocken aus echter Wolle (z.B. Merinowolle) und/oder Kunstfaser.
Tennissocken haben in Wanderschuhen nichts zu suchen!
- Socken aus Kunstfasern:
Trocknen rasch und geben Feuchtigkeit leichter nach außen ab – wenn es die Atmungsaktivität des Schuhs erlaubt. Der Fuß bleibt tendenziell trockener als bei anderen Materialien. Allerdings ist die Wärme-Wirkung nicht so gut wie bei Wolle. - Socken aus Merinowolle:
Merino wirkt klimaregulierend und speichert eine große Menge an Feuchtigkeit, ohne nass zu wirken und hält den Fuß auch bei kalten Temperaturen trotzdem warm. Die Faser ist formstabil, passt sich gut an den Fuß an.
Im Gegensatz zur Kunstfaser wirkt Merinowolle der Geruchsbildung natürlich entgegen. „Stinkesocken“ gibt’s hier eigentlich nie. Schaut euch die Kaipara Merino-Socken an. - Woll-Kunstfaser-Modelle:
Woll-Kunstfaser-Modelle verfügen über höhere Wollanteile und bieten somit eine höhere Wärmeleistung als reine Kunstfaser-Socken.
Da Wolle ein Naturmaterial ist, lassen sich diese Strümpfe allerdings auch bei wärmeren Temperaturen angenehm tragen. Mixmodelle trocknen relativ schnell. Sie eignen sich sowohl für Schuhe mit Gore-Tex- als auch mit Lederinnenfutter.
Mein Fazit – Meine Kaufentscheidung
Ich habe mich letztlich dann für Voll-Lederschuhe von Hanwag entschieden. Es wurde der „Hanwag Yukon“.
Er ist ein Schuh der Kategorie B/C und somit für fast alle Einsätze in den Mittelgebirgen sowie den Alpen geeignet.
Überzeugt hat mich der wahnsinnig hohe Tragekomfort der Schuhe.
Das Rindsleder der Yukons aus Hanwags Terra-Care Serie (Gerbprozess erfolgt nach strengsten ökologischen Vorgaben und möglichst CO2-Neutral) ist super angenehm und hochwertig. Der von Hand aufgezogene, umlaufende Geröllschutz schützt zudem das Leder vor Abnutzung und stabilisiert die Schuhform, was ich mega praktisch finde.
Auch versuchte Hanwag den Schuh möglichst aus einem Stück zu nähen. Deswegen gibt es kaum Nähte, die brechen und Druckstellen erzeugen können.
Für meine Kaufentscheidung spielte aber auch der Öko-Gedanke eine gewisse Rolle.
Auch wenn es nicht das zu 100% umweltfreundliche Material gibt, so versuche ich zumindest Kunststoffe zu vermeiden, wenn es geht.
Vor allem die von Gore-Tex, weil bei ihrer energieaufwändigen Herstellung extrem viele schädliche Klimagase entstehen.
Das bei Gore-Tex zum Einsatz kommende Teflon (PTFE) lässt Fluorverbindungen entstehen, die im Verdacht stehen, Krebs zu erzeugen.
Da es für Gore-Tex bis jetzt kein sinnvolles Recycling-Konzept gibt, wird es leider häufig (auch in Dritte-Welt-Ländern) verbrannt und diese giftigen Stoffe dabei freigesetzt.
Die Konkurrenz-Produkte Sympatex und Ceplex von Vaude wären gute Alternativen, weil sie auf PTFE verzichten. Aber leider greifen die Schuh-Hersteller aktuell fast alle noch auf Gore-Tex zurück, was die Auswahl doch stark einschränkt.
Deswegen gönne ich mir lieber einen Lederschuh, der zum Großteil irgendwo auf einer deutschen Kuhweide aufgewachsen ist 😉
Und jetzt viel Spaß bei Eurem Kauf!
P.S: Ich hab meine Yukons selbst bezahlt! Bergzeit hat mich nicht zu diesem Post „motiviert“.