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„Papa will heute mal mit der Zahnradbahn fahren!“
Mit dieser Ansage gings letzte Woche Richtung Wendelstein.
Konkreter nach Brannenburg zur Talstation der Wendelsteinbahn, Deutschlands ältester Zahnradbahn!
Normalerweise bevorzuge ich es ja eher zu Fuß auf Berge zu steigen, aber mit dem kleinen Sohnemann und der winterlichen Witterung wäre eine Wanderung auf den Wendelstein nicht machbar gewesen. Und außerdem wollte ich einfach mal Zahnradbahn fahren! 😉
Los gehts am Talbahnhof in Brannenburg
Die Talstation der Wendelsteinbahn befindet in Brannenburg, wenige Kilometer südlich von Rosenheim in der Sudelfeldstraße 106 im Ortsteil Waching. Von München z.B. gelangt man über die A8 und die A93 in einer knappen Stunde dort hin.
Timing ist hier gefragt, da die Bahn nur einmal pro Stunde abfährt und geschätzt nicht mehr als 100 Leute mitnehmen kann.
Laut aktuellem Fahrplan immer zur vollen Stunden zwischen 9 und 14 Uhr im Winter, im Sommer bis 15 Uhr.
Die Fahrt mit der Wendelsteinbahn
Die Fahrt zur Bergstation auf dem Wendelstein beträgt ca. 25 Minuten und ist für Bergfans, Kinder und Eisenbahn-Nostalgiker gleichermaßen ein tolles Erlebnis.
Da die Fahrtstrecke fast ohne Einhausung auskommt hat man den Großteil der Fahrtzeit die Möglichkeit die wunderschöne Natur zu genießen; und das eben in der ersten Hochgebirgsbahn Deutschlands, die bereits 1912 in Betrieb ging und eine technische Pionierleistung seiner Zeit war.
Karte der Fahrtstrecke
Auf dem Gipfel des Wendelsteins
Auf dem Gipfel-Plateau rund um das Wendelsteinhaus gibt es dann einige Möglichkeiten sich die Zeit (auch mit Kindern) zu vertreiben. Eine davon ist natürlich die besondere Aussicht zu genießen. Dank seiner exponierten vorgelagerten Position am Voralpen-Kamm bietet der Wendelstein eine Aussicht die seines Gleichen sucht.
Aussichtskanzel „Gacher Blick“
Von der Bergstation sind es nur ein paar Schritte (vorbei am Wendelsteinhaus) zur Aussichtskanzel „Gacher Blick“. Das Wort „gach“ stammt übrigens aus dem Bayerischen und bedeutet soviel wie „heftig, jäh, steil“. Ein wirklich passendes Attribut zu der fabelhaften Aussicht auf diesem Aussichts-Felsen.
Von den Chiemgauer Alpen im Osten, über den Wilden Kaiser, zu den schneebedeckten Zentralalpen (Großglockner), das Karwendel- und Wettersteingebirge bis zur Zugspitze im Westen kann man bei guter Sicht mehr als 200 Gipfel erkennen. Eine besser Aussicht gibt es in den bayerischen Voralpen nicht!
Das Wendelstein-Kircherl
Seit 1889 trotzt das Wendelsteinkircherl auf der „Schwaigerwand“ Wind und Wetter. Die Kirche auf dem Wendelstein gilt als höchste Kirche Deutschlands. Über den Sommer finden dort jeden Sonntag Gottesdienste statt und auch Trauungen sind dort möglich. Geht auf alle Fälle hoch zu ihr, da man rund um die Kirche auch eine schöne Aussicht hat. (Siehe Video)
Video: Aussicht von der Wendelstein-Kirche
Sternwarte auf dem Wendelstein
Ganz oben auf dem Gipfel steht die Sternwarte der Universität München. Diese kann zwar nicht besichtigt werden, aber der Aufstieg dorthin lohnt sich auf Grund des Aussichts-Plateaus vor der Sternwarte. Von dort oben hat man einen freien Blick Richtung Norden auf das Flachland. An guten Tagen bei Fernsichten bis zu 180 Kilometern kann man sogar den Bayerischen Wald erkennen.
Wendelstein-Höhle
Im Gipfelmassiv des Wendelsteins verbirgt sich ein komplettes Höhlensystem. Für 2 Euro Eintritt kann man sich hier von Mai bis November (je nach Witterung) mittels interaktiven Themenstationen im „Höhlen-Dom“ rund um das Thema Höhlenforschung informieren. (Bei unserem Besuch leider auf Grund der Witterung geschlossen)
Geo-Pfad
Im Sommer oder bei guter Witterung lohnt auch der Geo-Pfad rund um den Gipfel des Wendelsteins. Über die Serpentinen zum Gipfel und zurück über den sog. Panoramaweg erfährt man an unterschiedlichen Stationen vieles über die Entstehung des Wendelsteins, der unter Geologen als Musterbeispiel der Erdgeschichte gilt.
Wendelsteinhaus
Wer dann noch eine kleine kulinarische Stärkung braucht kann sich im Wendelsteinhaus, dem ältesten Bergwirtshaus der bayerischen Alpen, stärken bevor die Abfahrt oder der Abstieg anstehen.
Zur Geschichte der Wendelsteinbahn Der Industrie-Pionier Otto von Steinbeis realisierte nach Genehmigung durch Prinzregent Luitpold die Bahn-Strecke und die nötige Infrastruktur in nur 2 Jahren. Eine der großen technischen Besonderheiten der damaligen Zeit war, dass die Bahn von Beginn an nicht mehr von Dampf sondern elektrisch betrieben werden sollte, was zu dieser Zeit echt echtes Novum darstellte. In der Region um den Wendelstein gab es damals aber kein Stromnetz, weshalb Otto von Steinbeis erstmal ein Wasserkraftwerk bauen ließ um die Bahn mit elektrischem Strom versorgen zu können. Und um technisch gleich noch ein weiteres Ausrufezeichen zu setzen wurde das Energie-System gleich so konzipiert, dass die Bremsenergie des Zuges bei der Talfahrt per Rückspeisung für die gleichzeitige Bergfahrt des zweiten Zuges ausgenützt werden konnte. Das Kraftwerk versorgt heute neben der Bahn auch die Brannenburger Haushalte mit Strom. Mehr Infos zur Geschichte der Wendelstein-Zahnradbahn findet ihr hier.