So entsteht Merinowolle – von der Schur bis zur Wolle
Zu Gast bei einer Schafschur
Kaipara durfte bei der Schafschur in der Schäferei von Steffi Regel in Hainsfarth im Donau-Ries ich live dabei sein. Steffi züchtet nur Merinoschafe auf ihrer „Schafranch“. Die Schafschur findet immer zwischen Februar und Juni statt und die Merinoschafe haben bereits eine stattliche Menge an Wolle am Körper. In der Regel sind das in etwa 3 bis 4 kg Wolle und jetzt wo der Frühling kommt, sind sie froh, wenn sie diese nicht unnötig umhertragen müssen und unter ihrem Pelz schwitzen.
Schafschur in Hainsfarth ist echte Handarbeit
Aber zunächst einmal ist es für die angereisten Schafscherer und das gesamte Team eine schweißtreibende Prozedur. Hier ist wirklich Handarbeit mit enormer körperlicher Anstrengung angesagt. Und das ist kein Wunder, bei dem Lebendgewicht des Schafes von bis zu 100 kg.
Familiensache – drei Generationen helfen beim Schafe scheren
Das Team der Schafscherer besteht aus Kollegen, die zum Teil selbst eine Schafherde haben, außerdem kommt viel Unterstützung von Freunden und Familie, die tatkräftig mithelfen. Unter den Schafscherern sind drei Generationen zu finden – der Jüngste ist 20 Jahre alt und der Älteste 75. Im Schnitt schaffen die geübten Schafscherer zwischen 100 und 150 Schafe am Tag und so waren es am Ende des Tages auch in etwa 600 Schafe, die ihre Wolle, vielleicht nicht freiwillig, aber schlussendlich gerne gespendet haben.
Warum Kaipara Merinowolle nicht aus Deutschland kommen kann
Nun drängt sich die Frage auf, warum denn unsere Wolle nicht von hier oder generell aus Deutschland kommt. Wo es sich doch auch hier um Merinoschafe handelt. Das geht leider daher nicht, da der hiesigen Wolle die Feinheit fehlt. Der Feinheitsgrad von Wolle wird in Mikron gemessen und dieser beträgt bei den Merinoschafen in Deutschland nur etwas um 27 Mikron, was zu grob ist. Aus der Wolle von Steffis Merinoschafen können Wollpullover gestrickt werden und auch unsere Merinodecke "Die Heimische" besteht aus süddeutscher Merinowolle. Um aber Shirts aus deutscher Merinowolle zu fertigen, die direkt auf der Haut getragen werden sollen, bedarf es viel feinerer Wolle. Unsere Merinowolle aus Neuseeland hat zum Beispiel einen Feinheitsgrad von 17,5 bis 18,9 Mikron. Da kratzt und juckt es dann auch nicht mehr.
So geht es mit der frisch geschorenen Merinowolle weiter
So sieht die saubere Merinowolle aus
Die Rohwolle wird komplett gereinigt und von Schmutz und Rückständen befreit.
Kammgarn entsteht
Als nächstes wird ein Faserstrang gebildet, das sogenannte Kammgarn. Dieses bildet die Vorstufe zum Garn, das benötigt wird, um einen Stoff aus Merinowolle herzustellen.
Das Wollgarn, wie wir es kennen.
In der letzten Vorstufe der Stoffherstellung wird aus dem Kammgarn das Wollgarn gesponnen. In unserem Beispiel sehen wir ein Garn, wie es zum Stricken verwendet wird. Für die Herstellung eines Merinoshirt-Stoffes werden feinere Garne verwendet und zu einem Gewirke verarbeitet. Das ist eine Strickart, die von Rundstrickmaschinen erzeugt wird.
Das Endprodukt der Wollverarbeitung: Der fertige Merinostoff, wie er für ein Merinoshirt verwendet wird
Ein Beispiel für sehr feine Merinowolle mit 17,5 Mikron (links)
und gröbere Merinowolle mit 25 Mikron (rechts)
Weiche Merinowolle mit 21,9 Mikron
Während die Faserfeinheit der Merinowolle bis maximal 21,9 Mikron als Next-To-Skin Qualität zu bewerten ist, sind Fasern von 25 Mikron schon spürbar gröber und liegen fast an der Kratzgrenze von 27 Mikron.